Extreme Temperaturen beeinflussten wohl Wahlbeteiligung
Nach ersten Berichten fiel die Wahlbeteiligung, bedingt durch das extreme Winter-Wetter mit Temperaturen von gefühlt bis zu minus 40 Grad, mit geschätzt 110.000 (bei 1,2 Millionen Wahlberechtigten und drei Millionen Einwohnern insgesamt) deutlich geringer aus als 2020. Damals gingen 186.000 republikanische Iowans zum “caucus”.
Wer für Donald Trump gestimmt hat
Die, die es vom heimischen Sofa in die Wahl-Lokale schafften, waren laut Nachwahlbefragungen im Schnitt älter als 45 Jahre, vor allem über die Wirtschaftslage und die Situation rund um die illegale Einwanderung an der mexikanischen Grenze besorgt und zu zwei Dritteln der Überzeugung, dass Trump die Wahl 2020 "gestohlen wurde" und Joe Biden nicht der legitime Präsident der Vereinigten Staaten ist.
Bemerkenswert: Bei weißen Evangelikalen, einer wichtigen Bevölkerungsgruppe in den USA, konnte Trump nach vorläufigen Zahlen seine Zustimmung von 21 Prozent bei der ersten Kandidatur 2016 auf über 40 Prozent verdoppeln. Sechs von zehn Wählern beim "caucus" erklärten, dass sie Donald Trump auch dann im November wählen würden, wenn er in einem der anstehenden Strafverfahren rechtskräftig verurteilt würde. Sechs von zehn Trump-Wählern in Iowa besitzen nach eigenen Angaben keinen Universitätsabschluss.
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Was der Erdrutsch-Sieg in Iowa für Trump bedeutet
Der haushohe Favorit hat sein Versprechen jedenfalls wahr gemacht - und die Konkurrenz deklassiert. Mit dem Erdrutsch-Sieg in Iowa, der bereits 30 Minuten nach Öffnung der Wahllokale feststand, ist Donald Trump seinem Ziel ein großes Stück näher gekommen, die republikanische Präsidentschaftskandidatur schon in den ersten Wochen des Jahres unter Dach und Fach zu bringen.
Je früher ihm das Gelingen würde, sagen Kommentatoren in Washington, desto eher könnte Trump seine “toxisch-destruktive Energie” auf zwei Ziele ausrichten: die sprichwörtliche politische Zerstörung des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden, der am 5. November aller Voraussicht nach wie 2020 sein Gegenspieler sein wird. Und die Verächtlichmachung einer Justiz, die ihm noch vor der Wahl am 5. November wegen schwerster Vergehen gegen Verfassung und Demokratie den Prozess machen will.
Dass Trump in religiös dominierten Iowa gewinnen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. “Es kam nur noch auf die Höhe an”, sagte David Kochel, ein altgedienter republikanischer Stratege. Er erinnert daran, dass Donald Trump am Montagabend im klirrend kalten Winter neue Maßstäbe gesetzt hat, anstatt sich, wie gegnerische innerparteiliche Zirkel hofften, Frostbeulen zu holen.
Trump hat Verfolger gedemütigt
Markierten in Iowa bislang 13 Prozentpunkte (Robert Dole in 1988) den größten Abstand eines republikanischen Präsidentschaftsbewerbers zu seinen Verfolgern, so hat Trump nach vorläufigen Berechnungen der Parteizentrale in Des Moines mit über 50 Prozentpunkten seine Verfolger nicht nur geschlagen, sondern gedemütigt.
Weder Florida-Gouverneur Ron DeSantis noch Ex-UN-Botschafterin Nikki Haley konnten den seit Monaten gewachsenen Trend brechen, der den Ex-Präsidenten trotz etlicher Strafverfahren beständig in der Gunst der Wähler nach oben klettern ließ. “Trumps Momentum hat Mount Everest-Niveau erreicht”, so ein republikanischer Funktionär aus der Universitätsstadt Ames.
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DeSantis Strategie gescheitert
Vor allem für Ron DeSantis birgt das Ergebnis herbe Wahrheiten. Seine Strategie, Trump über die rechte Außenbahn mit martialischer Law-and-Order-Politik, Abtreibungsverboten und kulturkriegerischen Stichen gegen alles Linksliberale zu überholen, darf als gescheitert gelten. Iowans rechts der Mitte wählten in Scharen lieber das Original. Zumal DeSantis in den Disziplinen Charisma, Empathie und Unterhaltungswert wahrlich kein Natur-Talent ist.
Trumps Kantersieg ist auch eine schwere Niederlage für die politischen Königsmacher des Bundesstaates. Gouverneurin Kim Reynolds, eine Republikanerin, hatte sich früh gegen Trump und für Ron DeSantis ausgesprochen. Ebenso machte es der einflussreichste Evangelikale im “Hawkeye-State”, Bob Vander Plaats. Alle Versuche dieser beiden, die konservative Wählerschaft auf eine Trump-Entziehungskur zu schicken, stießen auf taube Ohren.
Sieg trotz weniger Wahlkampfauftritte für Trump
Die Anziehungskraft Trumps war größer. Und das, obwohl sich der Ex-Präsident im Wahlkampf vergleichsweise rar gemacht hatte. 24 Auftritte in 19 Landkreisen, das war’s. Fleißarbeiter Ron DeSantis stieg dagegen in sämtlichen 99 “counties” über 100 Mal aufs Podium. Merke: Viel bringt nicht immer viel.
Was macht Nikki Haley?
Ob Nikki Haley aus ihrem Resultat, das sich nicht viel von dem von DeSantis unterscheidet, bei der nächsten Vorwahl in New Hampshire in einer Woche wirklich Honig saugen kann, ist nicht ausgemacht.
Haleys Attraktivität für Wähler "scheint eine schnell erreichbare Decke zu haben”, sagten Analysten in ersten Stellungnahmen. “Es gibt schlicht nicht genug republikanische Wähler/-innen, die etwa ihrer traditionell-konservativen Außenpolitik etwas abgewinnen können. Sprich, die richtig finden, dass Amerika aus Gründen der nationalen Sicherheit weiter die Ukraine im Abwehrkampf gegen Putins Angriffstruppen mit Milliarden-Hilfen unterstützen."
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Gewinne Trump den “Granite State” am 23. Januar mit ähnlich klarem Abstand wie Iowa, sei das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur "so gut wie entschieden”, erklären republikanische Beobachter und fügen eine Beobachtung hinzu: “Trumps Sieg ist der erste echte Beweis für die Stichhaltigkeit einer beunruhigenden These: Je tiefer der schillernde Immobilien-Unternehmer - selbst verursacht - im Schlamm steckt, desto inniger werden die Solidaritätsbeweise seiner Anhänger.” Ihnen imponiert, dass der 77-Jährige die gegen ihn laufenden Anklagen wie Ehrenabzeichen am Revers trägt und dem Staat und seinen Institutionen trotzig ins Gesicht lacht.
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