"Nährboden für Gewalt": Pressestimmen zum versuchten Trump-Attentat
Zwei Monate nach den Schüssen auf Donald Trump in Pennsylvania wurde in Florida wieder ein Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten vereitelt. Internationale Tageszeitungen kommentieren den Vorfall am Montag so:
Wall Street Journal (New York): "Das Land kann sich glücklich schätzen, dass der Secret-Service-Mitarbeiter den Mann entdeckte, während andere Agenten Trump in Sicherheit brachten. Das Trauma eines erfolgreichen Attentats würde unsere derzeitige politische Verstimmung milde erscheinen lassen. Seit dem Butler-Debakel (dem ersten Attentatsversuch) hat der Secret Service den Schutz für Trump erhöht. Doch bereits am Sonntag wurde darüber diskutiert, ob der ehemalige Präsident das Maß an Schutz verdient, das ein aktueller Präsident erhält. Die einfache Antwort lautet ja, und das Gleiche gilt für Kamala Harris.
Die Gefahr ist heutzutage zu hoch, um Risiken einzugehen. Wahrscheinlich wird Trump einige seiner Gewohnheiten ändern müssen, wie zum Beispiel nur auf Golfplätzen zu spielen, zu denen ein Schütze keinen Zugang hat. Aber die Risiken gehen nicht nur von einem einsamen Schützen aus (...). Wir wissen bereits, dass der Iran Trump ins Visier genommen hat. Und es ist leicht vorstellbar, dass eine ausländische Macht oder eine inländische politische Gruppe ein Attentat auf ihn plant, während er noch Kandidat ist und weniger geschützt wird als im Falle eines Wahlsiegs."
Sydney Morning Herald : "Die Tatsache, dass ein Schütze ein halbautomatisches Gewehr in so unmittelbare Nähe des ehemaligen Präsidenten bringen konnte, wirft erneut Fragen zu dessen Sicherheitspersonal auf und unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die Behörden stehen, wenn sie in einem derart unsicheren politischen Umfeld auf Bedrohungen reagieren müssen. (...)
Das ist besonders beunruhigend, wenn man bedenkt, dass der jüngste Mordversuch gerade einmal zwei Monate nach dem Versuch eines 20-jährigen Schützen erfolgte, Trump während einer Wahlkampfkundgebung in Butler, Pennsylvania, zu töten. (...) Und jetzt, nur Tage nach einer außergewöhnlichen Präsidentschaftsdebatte, hat ein weiterer schockierender Fall von Gewalt diesen einzigartigen Wahlkampf getrübt. (...) Es sind jetzt weniger als acht Wochen bis zum Wahltag - wer weiß, was uns noch bevorsteht? Doch wie ein Sprecher des Secret Service während einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag feststellte: "Wir leben in gefährlichen Zeiten." So viel steht fest."
Corriere della Sera (Rom): "Die meisten progressiven Medien haben sich einen "Widerstands"-Journalismus zu eigen gemacht, bei dem der Zweck die Mittel heiligt. Wie die Titelseiten einflussreicher Zeitschriften, auf denen Trump als Adolf Hitler oder Benito Mussolini dargestellt wurde, uns daran erinnern, ist der Übergang vom verbalen und politischen Widerstand zum bewaffneten Widerstand nicht für jeden unüberwindbar.
Wenn man predigt, dass der Mann eine Gefahr für die Demokratie und die Freiheit ist, könnte dann der, dem es gelingt, ihn zu töten, auf die Dankbarkeit künftiger Generationen hoffen? Es gibt einen Nährboden für Gewalt, der auch durch ideologische Exzesse erzeugt wird: Zerbrechliche Gemüter, gestörte Individuen können davon träumen, als Helden in die Geschichte einzugehen und uns von einem Monster zu befreien."
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