Die schwedische Armee "kämpft" für den Regenbogen
„Eine Flagge, die es wert ist, sie zu verteidigen“ heißt es bei einer neuen Imagekampagne der schwedischen Armee. Doch nicht blaugelb ist die Fahne, die ein Soldat, das Gesicht martialisch mit Tarnfarben bemalt, in den Fäusten hält, sondern in Regenbogenfarben. Diese gelten allgemein als Symbol der LGBT-Bewegung.
Es geht nicht nur darum, das schwedische Territorium zu verteidigen“, so Johanes Landström, der Kommunikationschef der Streitkräfte in Schweden. Es gehe auch um Menschenrechte, die durch den Regenbogen verkörpert werden. Zudem wolle die Armee „kristallklar vermitteln, wo sie in Wertefragen steht“, sagte Landström. Denn es gibt Erklärungsbedarf um die Kampagne, die im Internet präsent ist, aber auch jüngst auf der Vorderseite der bürgerlichen Zeitung Svenska Dagbladet prangte.
Eine Verunglimpfung
„Die Streitkräfte sollen sich vor kontroversen Symbolen in Acht nehmen“, so die konservative Zeitung Bulletin. In den Sozialen Medien sind die Töne weniger gemäßigt, viele sehen das Ersetzen der schwedischen Flagge als Verunglimpfung an, oder sie verweisen darauf, dass Schweden zu verteidigen sei und nicht die Regenbogenfahne. Der Ton ist rau und oft wirklich abscheulich.
Auf der anderen Seite wird die Kampagne von vielen Personen der Öffentlichkeit begrüßt, auch da es immer wieder Fälle von Diskriminierungen bei der Schwedischen Armee gibt.
Fest steht – Schweden gilt als Primus im Aufgreifen und Umsetzen von progressiven gesellschaftlichen Trends. Das Land hat ein Außenministerium mit feministischer Ausrichtung, selbst die rechtspopulistischen „Schwedendemokraten“ haben nichts gegen die Rechte Homosexueller einzuwenden, lehnen jedoch die „Pride“-Fahne als Logo einer „linksextremen Bewegung“ ab und fürchten um den Stellenwert der traditionellen Familie.
Bis 1989 gab es beim Militär die interne Empfehlung, Homosexuelle vom Dienst auszuschließen. Dann folgte ein rascher Wandel. Mit dem damaligen Hauptmann Krister Fahlstedt bekannte sich im Jahr 2000 der erste schwedische Soldat zu seiner Homosexualität.
Fachoffizierin für LGBT
Offizierin Petra Jäppinen war weltweit die erste Ansprechperson für LGBT-Personen in einer Armee. Seit 20 Jahren, so sagt die schwedische Armee, engagiere man sich für die Anliegen sexueller Minderheiten. Es sei eine Selbstverständlichkeit, dass Soldatinnen und Soldaten bei Regenbogen-Paraden teilnehmen.
Mit der Kampagne sind die Streitkräfte einen Schritt weiter gegangen – sie haben sich nicht nur der Integration der Minderheiten verpflichtet, sondern plakativ die Verteidigung deren Rechte als Auftrag vermittelt. Seit der Ukraine-Krise ist der Stellenwert der Verteidigung des offiziell neutralen Landes wieder mehr im Fokus der Öffentlichkeit, und die Empfindlichkeiten sind größer.
Kritik wird von liberaler Seite geäußert – die Kampagne sei „bedeutungslos“. Die schwedischen Streitkräfte würden sich ja nicht für sexuelle Minderheiten in anderen Ländern einsetzen, wo sie verfolgt würden, war in der Zeitung Göteborgs Posten zu lesen.
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