Die britische Königin wird am Montag in einem feierlichen Akt beigesetzt. Rund eine Million Besucherinnen und Besucher wird erwartet.
19.09.22, 05:00
Zehntausende Menschen sind in London in den vergangenen Tage teilweise über 24 Stunden Schlange gestanden, um am Sarg von Königin Elizabeth II persönlich Abschied nehmen zu können, während sich London für eine logistische Höchstleistung rüstete: Zum heutigen Staatsbegräbnis der britischen Monarchin erwartet die Behörde Transport for London rund eineMillion Besucherinnen und Besucher.
Die Beisetzung des britischen Staatsoberhaupts wird ein Ereignis von gigantischem Ausmaß. Ein Überblick über den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten:
Die viertägige Aufbahrung des Sargs endet am Montag um 7.30 Uhr (MESZ).
Der Sarg wird um 11.44 Uhr in einer Prozession auf einer von 98 Marinesoldaten gezogenen Lafette von der Westminster Hall des Parlaments in die nahe Westminster Abbey gebracht. Hinter dem Sarg gehen zu Fuß die vier Kinder der toten Königin: Der neue König Charles III (73), Prinzessin Anne (72), Prinz Andrew (62) undPrinz Edward (58). Dahinter kommen Thronfolger Prinz William (40), sein Bruder Prinz Harry (38) und der Sohn von Prinzessin Anne, Peter Phillips (44), sowie weitere männliche Royals und Mitglieder des royalen Haushalts. Um 11.52 Uhr trifft der Sarg an der Westminster Abbey ein.
Die Trauerfeier in der Westminster Abbey soll um 12.00 Uhr beginnen. Erwartet werden laut Medienberichten etwa 2000 Gäste, darunter unter anderen US-Präsident Joe Biden, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der japanische Kaiser Naruhito, sowie viele weitere gekrönte Häupter, Staatschefs und Regierungschefinnen aus aller Welt. Sie wurden Berichten zufolge gebeten, per Linienflugzeug anzureisen.
Hinzu kommen nach Angaben des Palasts Vertreterinnen und Vertreter aus den Commonwealth-Nationen und Trägerinnen und Träger verschiedener Orden. Aus logistischen Gründen sollen die Staatsgäste Medienberichten zufolge mit Bussen zum Begräbnis gefahren werden. Es werde nur sehr wenige Ausnahmen geben, etwa für Joe Biden und den israelischen Präsidenten Izchak Herzog, berichtete die BBC.
Das Onlineportal Politico schrieb am Freitag, Top-Gäste wie die Königinnen und Könige von Belgien, Spanien, Schweden und den Niederlanden, aber etwa auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würden von einem geheimen Treffpunkt im Westen der britischen Hauptstadt aus mit Luxusbussen zur Westminster Abbey gebracht.
Der Gottesdienst wird schließlich geleitet vom Dekan von Westminster, David Hoyle. Die Predigt hält der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Die Schriftlesungen machen PremierministerinLiz Truss und die Generalsekretärin des Commonwealths, Patricia Scotland. "Elemente des Gottesdiensts und der dazugehörigen zeremoniellen Gestaltung werden der außergewöhnlichen Regentschaft der Queen, ihrem bemerkenswerten Leben im Dienst als Oberhaupt des Staats, der Nation und des Commonwealth Rechnung tragen", hieß es in einer Palast-Mitteilung.
Um 12.55 Uhr ertönt das Hornsignal "Last Post". Dem folgt ein zweiminütiges Schweigen in der Kirche und dem ganzen Land. Um 13 Uhr wird die Nationalhymne angestimmt.
Prozession zum Wellington Arch
Der Sarg wird anschließend aus der Kirche getragen und per Prozession zum Wellington Arch gebracht. Der Weg führt vom Parlament über die Straße White Hall und den Exerzierplatz Horse Guards Parade auf die Prachtstraße The Mall und am Buckingham-Palast sowie dem Green Park vorbei. Auch hier folgen wieder die Royals dem Sarg in derselben Reihenfolge zu Fuß. Per Auto fahren Königsgemahlin Camilla (75), Kate (40), die nun den Titel Prinzessin von Wales trägt, Herzogin Meghan (41) und Gräfin Sophie (57), die Frau Prinz Edwards. An der Prozession nehmen zudem Abordnungen der Streitkräfte Großbritanniens und anderer Commonwealth-Staaten teil. Während der gesamten Prozession schlägt Big Ben, im Hyde Park werden Salutschüsse abgefeuert.
Um 14 Uhr trifft der Sarg am Wellington Arch ein und wird dort in einen Leichenwagen umgebettet für den Transport nach Windsor. Die Soldaten verabschieden die Queen mit militärischem Gruß und der Nationalhymne. Anschließend macht sich auch die Royal Family auf den Weg nach Windsor.
Bei der Einfahrt nach Windsor verlangsamt der Leichenwagen seine Geschwindigkeit und reiht sich in eine weitere Prozession ein, die über den Long Walk, eine lange Allee, in Richtung von Schloss Windsor zieht. Im Innenhof des Schlosses schließen sich auch die Royals dem Trauerzug an, der dann in die St.-Georges-Kapelle führt.
Gottesdienst in der St.-Georges-Kapelle um 17.00 Uhr
Der Aussegnungs-Gottesdienst in der St.-Georges-Kapelle beginnt um 17 Uhr. Daran nehmen neben der Royal Family die Mitglieder des königlichen Haushalts sowie die Regierungschefs der Länder teil, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II war, sowie die Generalgouverneurinnen und Gouverneure, die sie dort vertraten. Geleitet wird der Gottesdienst vom Dekan von Windsor, David Conner. Vor dem letzten Lied werden Krone, Zepter und Reichsapfel vom Sarg entfernt und auf den Altar gelegt. Dann wird der Sarg in die königliche Gruft hinuntergelassen. Die Nationalhymne beendet den Gottesdienst.
Private Beisetzung um 20.30 Uhr
Ihre letzte Ruhestätte findet die Queen um 20.30 Uhr bei einer privaten Beisetzung in der König-George-VI-Seitenkapelle, an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip. Die Königin war am 8. September im Alter von 96 Jahren auf Schloss Balmoral gestorben.
Das Medieninteresse ist groß an Elizabeths Beziehug zu dem schnittigen Kadetten Philip, in den sich die Tochter von Königs Georg VI., und dessen Ehefrau Elizabeth bereits mit 13 Jahren bereits verliebt haben soll.
Die aufwendige Krönung fand aber erst über ein Jahr später am 2. Juni 1953 statt. Die scheue Elizabeth wollte zuerst keine TV-Übertragung. Der Erzbischof von Canterbury verteufelte das Fernsehen sogar als "eine der großen Gefahren der Welt". Schließlich durften dann doch Millionen Menschen das Event vor den Fernsehgeräten verfolgen.
1970: Auf einer Tour durch Australien und Neuseeland führt Elizabeth II. ihre "königlichen Spaziergänge" ein - eine Art distinguiertes Bad in der Menge, bei dem die Königin in Kontakt mit ihren Untertanen tritt. Damit will die Monarchin dem Königshaus offensichtlich ein moderneres Image verschaffen.
Am 27. August 1979 wird Lord Louis Mountbatten, Onkel von Prinz Philip und Mitglied des innersten Zirkels der Königsfamilie, durch die nordirische Untergrundorganisation IRA getötet. Seine Ermordung macht die in den 70er und 80er Jahren ständig vorhandene Gefahr für die Königsfamilie sichtbar.
1992: Elizabeth II. erlebt ihr "annus horribilis", ihr "schreckliches Jahr": Ihre Söhne Charles und Andrew trennen sich von ihren Frauen und Prinzessin Anne wird geschieden. Zudem wird Schloss Windsor bei einem Brand schwer beschädigt. Vor allem die der Trennung folgende Schlammschlacht zwischen Diana und Charles lässt das Ansehen des Königshauses in den kommenden Jahren weiter sinken.
Thronfolger Charles bei seiner Hochzeit mit Diana, 1981. Der Ehe war bekanntlich kein Glück beschieden. In den 1990er-Jahren erreichte das Verhältnis zwischen dem Königshaus und dem Volk jedoch einen Tiefpunkt: Die Ehe zwischen Prinz Charles und Diana, der "Königin der Herzen", war zerrüttet, der Rosenkrieg wurde auch über britische Medien ausgetragen. In einem TV-Interview sagte Diana, mehr gehaucht als gesprochen, über ihre Nebenbuhlerin Camilla: "Sie war die dritte in der Ehe, und es wurde ein wenig eng."
1997 starb Diana bei einem Autounfall in Paris. Die Queen schwieg lange, was ihr Image schädigte. Im Bild ist sie am Vorabend der Beerdigung mit Ehemann Philip zu sehen.
Die Royals gaben den Medien die Schuld. Bei einem Prozess in Frankreich im Jahr 2017 um heimlich aufgenommene Oben-ohne-Fotos von Williams Frau, Herzogin Kate, teilte William mit, er sei besonders geschockt, weil es ihn an die Belästigung erinnere, die "zum Tod meiner Mutter Diana, Prinzessin von Wales, geführt hat".
2011 heiratete auch sein Sohn William, und zwar die Bürgerliche Catherine Middleton. Die beiden bekamen drei gemeinsame Kinder - George, Charlotte und Louis.
2018 schloss auch Williams Prinz Harry den Bund der Ehe. Dass er und seine Frau, die frühere US-Schauspielerin Meghan Markle, sich später von der Familie abwendeten, hat die Queen wohl nie verwunden.
Als Monarchin kommentierte die Queen nie das politische Geschehen, auch wenn sie etwa den Brexit wohl vehement ablehnte. Für Aufsehen sorgte ihre Rede im Parlament 2017: Elizabeth erschien mit einem blauen Hut mit Sternen, der an die EU-Flagge erinnerte.
Mit einer riesigen Parade in London, Straßenfesten und landesweiten Picknicks ließ die Bevölkerung Königin Elizabeth II. im Juni mehrere Tage lang hochleben. Trotz eher trüben Wetters feierten Zehntausende die historische Regentschaft Queen, die aus gesundheitlichen Gründen bei den Feierlichkeiten selten anwesend war, aber sich zum Abschluss am Balkon des Buckingham Palace zeigte.
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