Eine verhängnisvolle Affäre: Wie die Politik die VW-Krise befördert hat

Eine verhängnisvolle Affäre: Wie die Politik die VW-Krise befördert hat
Der Staat verdient am Konzern, der mischt dafür bei vielen Gesetzen mit. Eine Nähe, die für die jetzige Krise mitverantwortlich ist.

Will man Volkswagen verstehen, reicht es eigentlich, über die Currywurst zu reden. In den Kantinen des Autobauers gibt es eine hauseigene „VW-Currybockwurst“, selbst produziert, mit hausgemachtem Ketchup, für Mitarbeiter sogar schon ab 8 Uhr morgens. Als die Wurst 2021 aus dem Sortiment verschwand, empörte sich Alt-Kanzler Gerhard Schröder öffentlich: „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es das nicht gegeben“, sagte er.

Ein Spitzenpolitiker als Kontrolleur von Europas größtem Autobauer? In Deutschland, sprich Niedersachsen, ist das ganz normal. Die Politik redet im Konzern seit jeher mit, der Ministerpräsident sitzt im Aufsichtsrat, das Land hält 20 Prozent der Stammaktien, hat über das VW-Gesetz sogar ein Vetorecht. Die Ursprünge dafür sind historisch: Volkswagen ist eine Erfindung der Nazis, Hitler wollte in der Reißbrett-Stadt Wolfsburg seinen „Kraft durch Freude“-Wagen bauen lassen, tatsächlich schraubten Zwangsarbeiter an Militärfahrzeugen. Nach dem Krieg übernahmen die Alliierten den Konzern, machten die Mitsprache des Staates zur Auflage, mit Folgen bis heute: Kein deutscher Konzern wird so von Politik und Gewerkschaft mitgeführt wie VW – und keine Firma hatte in der Politik so viel mitzureden wie die Wolfsburger Autobauer.

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