Krise bei VW: Die Zukunft ist anderswo

VW ist weltweit einer der größten Autokonzerne. VW ist Tradition. VW ist Kult. VW ist, wie es so schön heißt, too big to fail. VW ist der Kernreaktor der deutschen Wirtschaft. Aber dort fallen jetzt sozusagen die ersten Brennstäbe aus. Mindestens drei der zehn Volkswagen-Werke in Deutschland sollen geschlossen werden. Und bei den verbleibenden Standorten dürfte der Gürtel enger geschnallt werden. Von Gehaltskürzungen und Nulllohnrunden ist die Rede.
Öffentlichkeit, Beschäftigte und Politik sind aufgescheucht. Die Aufregung überrascht. Wohl erzielt der Konzern nach wie vor Gewinne, doch geriet man schon 2015 in Schieflage. Mit dem Abgasskandal; dem größten Skandal der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Es folgten Strafzahlungen in Milliardenhöhe und Gefängnisstrafen für Top-Manager. Schlimmer noch: Die Marke VW verlor ihren Glanz und geriet ins Zwielicht. Seither bekam der Konzern nie mehr wirklich Oberwasser.
VW verkauft weniger Autos als vor der Pandemie
Und der Markt schrumpft. VW verkauft in Europa jährlich um eine halbe Million weniger Autos als vor der Covid-Krise. Die E-Mobilität hat man verschlafen. Bis heute hat VW kein preisgünstiges Elektroauto auf den Markt gebracht. Dazu kommen Entwicklungen, wie sie typisch sind für eine verwöhnte Wohlstandsgesellschaft. Seit 1992 waren betriebsbedingte Kündigungen bei VW ausgeschlossen. Und die Löhne waren immer höher als sonst in der Branche üblich. Das hätte die Gewerkschaft gerne weiterhin so und führt Warnstreiks durch, was an den Realitätssinn der DDR-Bonzen vor dem Mauerfall erinnert.
Die VW-Krise offenbart aber auch das komplette Fehlen einer Industriepolitik. Stattdessen wird eine Öko-Wende gegen und nicht mit der Wirtschaft vollzogen. Das überfallsartige Aus für den Verbrenner ist mehr totalitäre Planwirtschaft als freie Marktwirtschaft. Auf Standortprobleme reagiert die Politik dann mit Förderungen. Ein Schwindel. Denn das löst nicht die strukturellen Hauptprobleme in Europa, die auch bei VW jetzt voll durchschlagen: die zu hohen Lohnkosten und die zu hohen Energiekosten.
Österreich wird hinterher fallen
VW und Europa werden nicht gleich zusperren. Wenn aber Deutschland stolpert, wird Österreich hinterher fallen. In der Autozulieferbranche arbeiten hierzulande 200.000 Menschen. Zwei Drittel der Unternehmen liefern ihre Teile nach Deutschland.
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Der japanische Autohersteller Toyota und der Telekom-Konzern NTT wollen rund drei Milliarden Euro in die Entwicklung von KI-Software für selbstfahrende Autos investieren. Damit will man im wachsenden Markt für autonomes Fahren mit Konkurrenten wie Tesla und chinesischen Herstellern mithalten. So also sieht Zukunft aus. Nur halt nicht bei uns.
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