Alarm um Match: "Die Lage ist ernst – wirklich ernst"

Polizisten räumen die HDI-Arena in Hannover – die Bedrohung war konkret, sagen die Behörden.
Deutsche Regierung kommentiert Spiel-Absage in Hannover nicht – aus Taktik. Liga verstärkt Sicherheit.

Was war am Dienstag in Hannover los? War es wirklich ein Tipp des französischen Geheimdiensts, der zur Absage des Spiels der deutschen Fußball-Elf gegen die Niederlande führte – die Warnung davor, dass ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug vor dem oder gar im Stadion explodieren könnte?

Antworten auf solche Fragen hört man am Tag danach nicht. Weder in Hannover, noch in Berlin werden die Gründe, die zur Absage geführt haben, kommentiert. Es habe "konkrete Hinweise auf konkrete Gefahren gegeben", sagte Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil, Kanzlerin Angela Merkel meinte kurz und knapp, es sei "im Zweifel für die Sicherheit" entschieden worden. Und Innenminister Thomas de Maiziere meinte am Tag danach: "Die Bedrohungslage für Europa und auch Deutschland ist ernst – wirklich ernst."

Keine Infos für Terroristen

Trotz der Kritik, dass gerade eine Nicht-Kommunikation die Bevölkerung verunsichern könne, halten Experten dieses Vorgehen für klug. "Strategisch ist das gut", sagt Terror-Forscher Yan St-Pierre, der in Berlin die Modern Security Consulting Group leitet. Er vergleicht die Situation in Hannover mit jener kurz vor der Erstürmung des Bataclan: "Die TV-Stationen sendeten da nichts, damit die Terroristen keine Informationen haben" – die deutsche Regierung verhalte sich nun ähnlich. Man schütze Quellen und enthalte Angreifern Informationen vor.

Zudem habe man so eine Panik im und ums Stadion verhindern können – denn auch das sei die Absicht von Attacken: "Terroristen greifen immer Symbole an, sie wollen Eindruck machen", sagt St-Pierre. Ein Stadion, aus dem Bilder live in die Welt übertragen werden, eigne sich bestens. Dementsprechend groß ist deshalb die Anspannung in der Liga. "Das wird den Fußball verändern", warnte Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, am Mittwoch. Und auch St-Pierre sagt: "Die Terroristen haben ihr Ziel schon erreicht: Wir haben Angst."

Liga lässt sich nicht einschüchtern

Dennoch: Man spielt weiter – wenn auch mit erhöhtem Schutz. Die Liga lässt alle Spiele am Wochenende stattfinden, man werde aber vorab die Lage genau prüfen. Auch bei Weihnachtsmärkten – 2014 hatte es islamistische Attacken auf Adventmärkte in Frankreich gegeben – und bei anderen Großveranstaltungen sollen Sicherheitskonzepte angepasst werden. Dass die Veranstalter dann vor leeren Zuschauerrängen sitzen werden, glaubt derzeit aber niemand. St-Pierre erwartet sogar eine Trotzreaktion. "Ich denke, das Ganze ermutigt die Leute, rauszugehen." Vorgezeigt, wie das gehen könnte, hat Helge Schneider. Der Auftritt des Komikers in Hannover wurde am Dienstag auch abgesagt; er quittierte das so: "Wenn ich am Ende morgen auch absagen muss ... dann komme ich am Donnerstag wieder."

Ähnlich humorig reagierte auch das Netz auf Innenminister de Maizières Stillschweige-Begründung, dass "ein Teil der Antworten die Bevölkerung verunsichern" würde. Sie wurde einfach parodistisch umgedeutet – à la "Schatz, wie sehe ich aus? – Ein Teil meiner Antwort würde dich nur verunsichern."

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