Deutschland: Schüsse auf Büro von schwarzem SPD-Politiker

Deutschland: Schüsse auf Büro von schwarzem SPD-Politiker
In der Scheibe des Bürgerbüros von Karamba Diaby wurden Einschusslöcher festgestellt. Er war schon öfter Ziel von Anfeindungen.

Karamba Diaby ist schwarz, er ist im Senegal geboren. Und er sitzt im deutschen Bundestag.

Diese Kombination reicht offenbar aus, um Zielscheibe zu werden – im buchstäblichen Sinne: Auf das Bürgerbüro des SPD-Politiker im deutschen Halle ist jetzt geschossen worden. In der Scheibe wurden mehrere Einschusslöcher festgestellt. Zum Glück war während der Tat niemand im Büro.Was genau passiert ist, ist nach wie vor unklar. Diaby ist allerdings nicht zum ersten Mal angegriffen worden, der Politiker dient der rechtsextremen Szene in Deutschland schon lange als Feindbild. 2015 hatten Unbekannte die Scheiben des Büros eingeworfen, und er werde auch immer wieder in sozialen Medien und persönlich angefeindet, sagte Diaby.

Deutschland: Schüsse auf Büro von schwarzem SPD-Politiker

Identitäre in Halle aktiv

Dass der Politiker zur Zielscheibe geworden ist, hat auch damit zu tun, dass er sich selbst gegen Rassismus und Gewalt einsetzt. Nach dem rechtsextremen Anschlag von Halle mit zwei Toten im vergangenen Oktober hatte Diaby die Menschen zu mehr Engagement gegen Hass in sozialen Medien aufgefordert. „Wenn Hass und Hetze dort verbreitet werden und die Stimmen dagegen nicht laut genug sind, fühlen sich diese Leute bestätigt. Dann denken die: Wir sind die Mehrheit“, warnte er.

Halle gilt zwar nicht als Hochburg der rechtsextremen Szene, Neonazis und  Hooligans gibt es aber auch dort, wie etwa die Gruppe Brigade Halle. Zudem ist in der ostdeutschen Stadt lange die Identitäre Bewegung aktiv gewesen; Mitglieder der Gruppe hatten dort auch Polizisten in Zivil angegriffen. Seit Kurzem sind die IB-Aktivisten allerdings abgezogen, ihnen schlug in Halle großer zivilgesellschaftlicher Gegenwind entgegen.

Viel Unterstützung

Solidarität bekommt nun auch Diaby zu spüren. Kanzlerin Angela Merkel unterhielt sich am Donnerstag lange im Bundestag mit ihm, Außenminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter: „Einfach unfassbar. Widerlich und feige.“

Diaby wurde 2013 für die SPD in den Bundestag gewählt. Er war der erste in Afrika - 1961 in Marsassoum im Senegal - geborene Schwarze im Parlament. Nach Deutschland kam er eigenen Angaben zufolge mit Mitte 20. Ein Stipendium habe ihm dazu verholfen in Halle zu studieren. Der Vater von drei Kindern ist Chemiker und promovierter Geoökologe. Bis 2015 war Diaby zudem Stadtrat in Halle. Via Twitter schrieb er nun, er sei zutiefst dankbar für die Solidarität, die er von Tausenden Menschen erhalten habe. „Ihr gebt mir Kraft und Mut.“

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