Beratung für Frauen
In Österreich bietet etwa der Integrationsfonds (ÖIF) Workshops für potenziell betroffene Frauen, etwa aus Somalia, dem Sudan oder Ägypten. Eine Ärztin steht den Teilnehmerinnen bei medizinischen Fragen zur Verfügung. Offiziell geht es in den Workshops um „Frauengesundheit“: Denn Genitalverstümmelung sei ein schambehaftetes Thema, erklärt Sonia Koul vom Integrationsfonds. „Da viele Frauen nicht darüber sprechen möchten, nehmen sie eher teil, wenn es allgemein um Gesundheit geht.“
Tatsächlich sind die gesundheitlichen Folgen der FGM (Female Genital Mutilation), wie weibliche Genitalverstümmelung in der Fachsprache heißt, schwerwiegend. Frauen werden Schamlippen und Klitoris teilweise oder ganz entfernt. Manche der Betroffenen sind erst drei oder vier Jahre alt, die hygienischen Bedingungen unzureichend. Eine Geburt kann für die Frauen später lebensbedrohlich sein.
„Oft sprechen wir in den Workshops über Regelbeschwerden oder Schwierigkeiten bei der Geburt. Erst dann trauen sich manche, zuzugeben, dass sie betroffen sind“, sagt Ärztin Umyma El-Jelede. Sie stammt aus dem Sudan und setzt sich seit 2007 in Österreich für Betroffene ein.
Zentral sei auch, Frauen zu überzeugen, den Eingriff nicht bei ihren Kindern durchführen zu lassen, so Ärztin El-Jelede: „Mütter haben oft Angst, dass ihre Tochter sonst als unrein gilt oder keinen Mann findet. Oft üben auch die Familien großen Druck auf sie aus.“ Daher berate sie die Frauen, mit welchen Argumenten sie sich dagegen wehren können: etwa, dass die Töchter später keine Kinder bekommen könnten.
Zumindest die eine oder andere junge Frau würde sich mittlerweile trauen, über das Problem zu sprechen, erzählt die 21-jährige Raho Abdi Abudullahi. Sie stammt selbst aus Somalia und ist in Wien aufgewachsen. Eine Freundin von ihr sei nach Somalia gebracht und dort dem grausamen Eingriff unterzogen worden, nach und nach habe sie sich ihr anvertraut.
Doch noch sei viel Aufklärungsarbeit nötig, betonen beide Frauen: „Dank Waris Dirie sitzen wir hier und sprechen so offen über das Thema“, sagt die Ärztin. „Doch wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“
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