Delhi befeuert Konflikt um Kaschmir

Delhi befeuert Konflikt um Kaschmir
Die indische Regierung heizt den Streit um die umstrittene Region per Dekret an.

Es war eines seiner größten Wahlversprechen – dieses löste der indische Premier Narendra Modi am Montag ein: Die umstrittene indische Provinz Jammu und Kaschmir verliert per Dekret ihren Sonderstatus. Unter anderem müsste Kaschmir auf seine eigene Flagge, seine Verfassung, weitgehende innenpolitische Kompetenzen verzichten.

Vor allem aber war es Nicht-Kaschmirern bisher verboten, dauerhaft in der Region zu leben, dort Land zu kaufen oder in der Verwaltung zu arbeiten. Fällt dieses Verbot weg, wird es für Modis Partei sehr viel leichter, mehr Hindus in Kaschmir anzusiedeln – derzeit sind 60 Prozent der Einwohner Muslime. Es ist die einzige indische Provinz, wo Hindus nicht in der Mehrheit sind – der Regierungspartei „Bharatiya Janata Party“ (BJP) ist das seit jeher ein Dorn im Auge. Eines der wichtigsten Merkmale dieser Partei ist ihr sogenannter Hindu-Nationalismus – sie legt ein Augenmerk darauf, die hinduistische Kultur über die anderen zu stellen.

Delhi befeuert Konflikt um Kaschmir

Kritiker werfen der BJP vor, die rund 200 Millionen indischen Muslime zu Bürgern zweiter Klasse machen zu wollen. Die muslimfeindliche Rhetorik scheint zu funktionieren – bei der Parlamentswahl im Frühling gewann die BJP sechs Prozentpunkte dazu und siegte mit hohem Vorsprung.

Bevor Innenminister Amit Shah das Ende des Sonderstatus für Kaschmir verkündete, waren mehr als 10.000 indische Soldaten in die Provinz verlegt worden, am Montag landeten an die 8.000 Fallschirmjäger.

Spannungen nehmen zu

Aus Pakistans Hauptstadt Islamabad waren empörte Reaktionen zu vernehmen: Das Außenministerium erklärte, es sei international anerkannt, dass Jammu und Kaschmir als umstrittenes Gebiet gelte. Kein Schritt der indischen Regierung könne dies ändern oder für die Menschen dort akzeptabel sein. In den vergangenen Monaten hatten die Spannungen zwischen Indien und Pakistan wieder zugenommen.

Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die Herrschaft über Kaschmir. Beide beherrschen jeweils einen Teil.

Immer wieder kommt es im indischen Teil Kaschmirs zu Gewalt zwischen Sicherheitskräften und Separatisten. Indien wirft Pakistan vor, diese islamistischen Kämpfer im indischen Teil zu unterstützen. Islamabad bestreitet das.

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