Damaskus wirft Rebellen Giftgas-Einsatz vor

Ein Panzer der Rebellen in West-Aleppo am Sonntag
Die Aufständischen wollen den Belagerungsring der Regierungstruppen um Aleppo durchbrechen.

Die Kämpfe um die zwischen syrischen Rebellen und Regierungstruppen geteilte Stadt Aleppo sind am Wochenende mit neuer Härte geführt worden. Es gab zahllose Luftangriffe und Artilleriesalven an der Frontlinie im Westen der Stadt. Syrische Staatsmedien warfen den Aufständischen vor, dabei auch Giftgas-Granaten auf von den Regierungstruppen gehaltene Stadtviertel abgefeuert zu haben.

Nach Angaben der staatlichen Medien wurden die Giftgas-Granaten auf zwei Stadtviertel im Westen von Aleppo abgefeuert. Der Chef des Universitätskrankenhauses der Stadt sagte im Staatsfernsehen: "36 Menschen wurden verletzt, weil sie giftiges Chlorgas inhalierten." Dieses sei "von Terroristen" - der Bezeichnung der Führung in Damaskus für die Aufständischen im Land - freigesetzt worden.

Auch die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, es gebe derartige Berichte. Es sei aber unklar, ob es sich um Chlorgas gehandelt habe. Die Rebellengruppe Fastaqim sprach dagegen von einer Lüge

Dschihadisten und säkulare Rebellen vereint

Im Westen von Aleppo haben sich an einer 15 Kilometer langen Frontlinie nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 1500 Rebellen vereint. Unter ihnen sind auch Kämpfer der Jabhat Fatah al-Sham (Eroberungsfront der Levante), die bis zu ihrer Abspaltung vom Terrornetzwerk Al-Kaida Al-Nusra-Front hieß.

Die Rebellen starteten am Freitag ihre Offensive auf von Regierungstruppen gehaltene Stadtteile im Westteil Aleppos. Ihr erklärtes Ziel ist es, einen Durchgang freizukämpfen zu den von Aufständischen gehaltenen Vierteln im Ostteil der Stadt. Seit Juli sind die Rebellen im Osten der Stadt von Regierungstruppen eingekesselt. Dort leben schätzungsweise 250.000 Menschen, die von jeder Versorgung abgeschnitten sind.

De Mistura "entsetzt"

Der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura zeigte sich am Sonntag "entsetzt" und geschockt" von den heftigen neuen Kämpfen. Es gebe glaubhafte Informationen über "eine große Zahl getöteter Zivilisten, darunter mehrere Kinder, und hunderte Verletzte", erklärte er in Genf. Dies sei durch nichts zu rechtfertigen - auch nicht dadurch, "dass man vorgibt, die Belagerung von Ost-Aleppo beenden zu wollen.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden durch Rebellen-Angriffe seit Beginn der neuen Offensive am Freitag mindestens 38 Zivilisten getötet, darunter 14 Kinder. Die Rebellen hätten "hunderte" Geschosse auf den Westteil Aleppos abgefeuert, dabei seien seit Freitagmorgen 250 weitere Zivilisten verletzt worden. Zudem seien 55 Soldaten beziehungsweise mit der Armee verbündete Kämpfer und 64 Rebellen getötet worden, erklärte die Beobachtungsstelle, deren Angaben nur schwer zu überprüfen sind.

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