1,43 Prozent der Dänen haben bereits eine Corona-Impfung erhalten. Damit sind die Dänen nicht nur EU-weit eindeutig am schnellsten. Sie impfen, umgelegt auf die Bevölkerung, auch acht Mal so viele Menschen wie Österreich.
Wie geht das, wo doch jedes EU-Land gleich beliefert wird?
Ein Grund für das schnelle Tempo, das die Regierung unter der Sozialdemokratin Mette Frederiksen vorgibt, ist die Bedrohung durch die neue Virusmutation aus Großbritannien. Auch bei den Dänen grassiert die britische Variante, binnen einer Woche hat sich die Zahl der Ansteckungen damit verdoppelt. Und das bei hohen Fallzahlen: Die lagen zuletzt etwa gleichauf mit jenen in Österreich.
Der Impfstart wurde darum früh und breitflächig angelegt. Bis zum Ende dieser Woche sollen alle Bewohner von Alten- und Pflegeheimen in Kopenhagen und dem bevölkerungsreichen Süddänemark, die geimpft werden wollen, auch eine bekommen; bis zum 18. Jänner sollen dann alle Pfleglinge im gesamten Land geimpft worden sein, so Frederiksen.
Die Dänen sind digitale Vorreiter
Wie das geht? Indem man eine außerordentlich gute Infrastruktur geschaffen hat – das ist zumindest einer der Gründe. Die Impfdosen konnten zügig verabreicht werden, da gut vorgesorgt wurde, wie Jens Lundgren in einem Interview mit der Welt sagt. Der Mediziner ist Professor für Ansteckungskrankheiten an der Universität Kopenhagen und berät die dänische Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie. Das gilt vor allem für die digitale Sphäre: Jeder Bürger in Dänemark hat eine staatliche Mailadresse, über die er bei Interesse mit Termin ins nächstgelegene Impfzentrum gebeten wird. Abgewickelt wird die Anmeldung über eine zentrale, leicht erreichbare Impfseite des Ministeriums.
Auch in der Logistik hat man vorgesorgt. So soll die zweite Dosis des Biontech-Pfizer-Vakzins demnächst nicht - wie in vielen anderen Ländern - schon nach drei Wochen verabreicht werden, sondern erst nach zwölf. So schafft man Kapazitäten und auch Spielraum, da nicht klar ist, wann die nächsten Lieferungen eintreffen werden. Selbiges wird in Großbritannien praktiziert.
Geimpft wird zudem in großen Zentren, nicht dezentral – erscheint also jemand nicht zu seinem Termin, muss nicht aufwändig nach einem Ersatz gesucht werden. Oder jemand kommt an die Reihe, der eigentlich nicht zur Risikogruppe zählt.
Vorbildwirkung
Als erste europäische Monarchin ließ sich übrigens Königin Margarethe von Dänemark die Nadel in den Arm stechen, und zwar schon am 1. Jänner. Das sorgt, wie etwa auch beim britischen "Gandalf"-Darsteller Ian McKellen, für einen Nachahmungseffekt: Je mehr Prominente sich impfen lassen, desto höher die Impfbereitschaft unter der Bevölkerung.
In Dänemark ist die allerdings ohnehin schon ziemlich hoch. Laut einer Studie aus dem Sommer, die im European Journal of Health Economics erschienen ist, liegt sie in Dänemark bei knapp 80 Prozent. Österreich kommt gerade mal auf ein Drittel Impfwilliger.
Die große Impfbereitschaft kommt auch daher, dass in der Bevölkerung Vertrauen in das Coronamanagement da sei, lautet eine der Begründungen der Studie. Dänemark hat es bisher relativ gut durch die Pandemie geschafft: Der Tageshöchstwert an Neuinfektionen lag nie über 4.500, die zahl der Todesfälle liegt bei 1.487. Zum Vergleich: Österreich registrierte im Dezember knapp 10.000 neue Fälle pro Tag, bisher haben wir 6.572 Todesopfer zu beklagen. Sichtbar wird der Unterschied auch an der Testrate: Die liegt bei den Dänen bei 11.251 täglichen Tests pro einer Million Einwohnern. In Österreich sind es 1.974 – also mehr als fünf Mal weniger.
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