Coronavirus: Italiens Ex-Premier Renzi kämpft für Impfpflicht

Italy's Prime Minister Matteo Renzi gestures during a news conference at Chigi Palace in Rome March 31, 2014. Renzi threatened on Monday to resign if a plan to reduce the powers of the upper house of parliament, a central part of his ambitious constitutional reform agenda, is blocked. REUTERS/Remo Casilli (ITALY - Tags: POLITICS)
Nach drei Monaten Lockdown sei alles andere "ein Witz", sagt der Politiker und startet eine Unterschriftensammlung.

In Italien eskaliert die Debatte über eine mögliche Impfpflicht, sollte in den nächsten Monaten ein Impfmittel gegen das Covid-19 entwickelt werden. Angeheizt wurde die Diskussion durch den Beschluss des römischen Krankenhauses "Spallanzani", ab 24. August einen Impfstoff an 90 Freiwilligem zu testen.

Ex-Premier Matteo Renzi, der das Land zwischen 2014 und 2016 regiert hat, startete eine Unterschriftensammlung, um die Impfpflicht einzuführen. Er reagierte damit auf Premier Giuseppe Conte, der am Wochenende betont hatte, dass in Italien keine Impfpflicht gegen das Coronavirus eingeführt wird, auch wenn ein Impfstoff entwickelt werden sollte.

"Sollte ein Impfstoff gegen das Covid-19 auf den Markt kommen, muss die Impfung für jeden in Italien Pflicht sein", forderte Renzi. Der Expremier hatte in den vergangenen Jahren eine Kampagne gegen die sogenannte "No Vax"-Bewegung geführt.

Diese besteht zum Großteil aus Eltern, die sich trotz der 2017 gesetzlich eingeführte Pflicht weigern, schulpflichtige Kinder gegen zehn Krankheiten, darunter Diphtherie, Tetanus und Masern, impfen zu lassen. Sie behaupten, die massive Injizierung von Impfstoffen sei für die Gesundheit gefährlich.

"Das ist ein Witz"

"Wir haben wegen Covid-19 in Italien zwei Monate lang Ausgangssperre gehabt. Wird jetzt ein Impfstoff entwickelt, lassen wir den Italienern die Freiheit, sich impfen zu lassen oder nicht? Das ist doch wohl ein Witz!", schrieb Renzi, der auf seiner Webseite den Link zur Unterschriftensammlung postete.

Seine Äußerung löste hitzige Diskussionen aus. Auf Facebook florierten Hashtags gegen Renzi, der beschuldigt wurde, der Verfassung zu widersprechen und auf undemokratische Weise alle Italiener zur Impfung zwingen zu wollen.

3.000 Kandidaten haben sich in den vergangenen Tagen beim römischen Krankenhaus "Lazzaro Spallanzani" gemeldet, das ab 24. August einen Impfstoff an Menschen testet. Begonnen wird mit 90 Freiwilligen, die 700 Euro erhalten werden. Diese werden den Altersgruppen zwischen 18 und 55 Jahren und von 65 bis 85 Jahren angehören. Sie dürfen sich nicht am Coronavirus infiziert und in den vergangenen Monaten klinischen Tests unterzogen haben. Auch mehrere Ärzte haben sich gemeldet.

Für die Entwicklung wurden acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Er wurde von der Biotechnologie-Gesellschaft ReiThera mit Sitz in Castelromano bei Rom zusammen mit der Münchner Gesellschaft Leukocare und mit Univercells (Brüssel) entwickelt und patentiert. Die Produktion wird erst nach den Tests beginnen. Der vorbeugende Impfstoff soll die Produktion von Antikörpern und die Aktivität der Immunzellen fördern, hieß es.

Premier Giuseppe Conte hatte sich am Sonntag gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. "Ich bin nicht der Ansicht, dass eine Impfung gegen Covid-19 Pflicht sein muss. Der Impfstoff muss jedoch jedem zur Verfügung gestellt werden."

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