Englischer "Patient 0" könnte sich in Ischgl infiziert haben - im Jänner
Trockener Husten, Fieber, Müdigkeit. Diese Symptome entwickelte Daren Bland, 50, IT-Techniker aus East Sussex, im Jänner; da war er gerade von einem Skiausflug zurückgekehrt – aus Ischgl.
„Wir haben das Kitzloch besucht und es war gerammelt voll, die Menschen sangen und tanzten auf den Tischen“, sagt er im Interview mit dem Telegraph. „Den Leuten war heiß, sie haben vom Skifahren geschwitzt, die Kellner haben hunderte Shots auf die Tische gestellt. Es gibt wohl keine bessere Brutstätte für ein Virus.“
Keine Tests
Nicht nur Blands Familie wurde nach seiner Rückkehr krank, auch die Freunde, mit denen er in Ischgl war. Alle hatten die selben Symptome – der Verdacht auf Covid-19 liegt nahe. Auch in der Schule der Kinder machten Krankheiten die Runde, die ähnliche Symptome aufwiesen.
Allein, getestet wurde die Familie nicht. Damals gab es in Großbritannien noch keinen einzigen offiziellen Fall, der erste wurde mit 31. Jänner registriert, die erste Übertragung innerhalb des Landes Ende Februar.
Bestätigt sich der Verdacht allerdings, dass Bland sich in Ischgl angesteckt hat, wäre die Pandemie in Großbritannien deutlich früher ausgebrochen als bisher vermutet. Gleiches gilt für Österreich: Die ersten beiden offiziellen Fälle wurden bekanntlich am 25. Februar entdeckt, zuvor gab es nur Verdachtsfälle. Bland war von 15- bis 19. Jänner in Österreich - das wäre ein Monat Unterschied.
"Es hat mich umgehaut“
Bekanntlich ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die Vorgänge in Ischgl vertuscht wurden. Man geht dem Verdacht nach, dass ein Gastronomiebetrieb Ende Februar einen positiven Test einer Mitarbeiterin nicht gemeldet haben könnte. Mehrere Staaten, allen voran nordische, sehen in Ischgl jenen Ort, in dem sich die meisten ihrer Landsleute angesteckt haben.
„Ich war zehn Tage krank. Es war, als würde ich durch Sirup waten. Ich konnte nicht aufstehen, nicht arbeiten, es hat mich umgehaut. Ich konnte kaum atmen“, sagt Bland. Seine Frau Sarah, 49, schildert Ähnliches, auch beide Töchter des Paares waren krank. Die jüngere musste zwei Wochen von der Schule zu Hause bleiben. Vermutet hätte man dahinter eine Grippe, sagt die Familie.
Experten vermuten frühere Ausbreitung
Erst, als Berichte über die Ausbreitung des Virus von Ischgl aus durch die Medien gingen, wurde man hellhörig. „Es wäre wichtig, dass wir getestet werden. Teils aus Neugierde, aber auch um den Behörden zu helfen, um die Verbreitung zu verstehen“, sagt Bland.
Dass das Virus früher in Großbritannien angekommen ist als vermutet, legen auch Forschungen der University Oxford nahe. Sie nennt Mitte Jänner als wahrscheinlichsten Termin – das war genau jener Zeitpunkt, an dem Bland krank wurde.
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