Kreuzfahrtschiff und Flugzeugträger in höchster Corona-Not
Das Kreuzfahrtschiff „Zaandam“ mit vier Corona-Toten, acht Infizierten und 193 Personen mit Grippesymptomen wird wohl doch in Florida anlegen dürfen. Denn nun setzt sich auch Präsident Trump für die Menschlichkeit ein.
Die „Zaandam“ und das sie begleitende Schwesterschiff „Rotterdam“ schicken seit Tagen Hilferufe in die Welt, damit sie in ihrem Heimathafen Port Everglades in Fort Lauderdale anlegen und die Passagiere ausfliegen dürfen. Auf dem Schiff befinden sich auch etwa 80 Deutsche, 305 US-Bürger und 247 Kanadier.
Präsident Trump schaltete sich in das Drama um die sogenannten Seuchenschiffe ein: „Ich werde tun, was das Richtige ist – nicht nur für uns, sondern für die Menschlichkeit“. Er fügte hinzu: „Es gibt Menschen, die auf dem Schiff sterben oder zumindest sehr krank sind.“
Der Präsident der Reederei Holland America Line, Orlando Ashford warnte vor weiteren Todesfällen auf dem Schiff. „Es sind schon vier Gäste gestorben und ich befürchte, dass weitere Menschenleben auf dem Spiel stehen“, schrieb er auf der Internetseite seines Unternehmens. Beide Schiffe sind derzeit zusammen unterwegs in der Karibik und haben 2500 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord.
Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte sich bisher geweigert, die Schiffe anlegen zu lassen. An den von der Reederei eingereichten Plänen „müsse noch mehr gearbeitet werden“.
Das Kreuzfahrtschiff war am 7. März von Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires in See gestochen und hätte eigentlich am 21. März im chilenischen San Antonio seine Passagiere von Bord gehen lassen sollen. Doch Chile hatte zu diesem Zeitpunkt bereits alle Häfen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Deshalb musste die „Zaandam“ die lange Reise nach Norden machen, vom Pazifik durch den Panamakanal ging es weiter durch die Karibik nach Florida.
Zuletzt traf sich die „Zaandam“ vor der Zufahrt zum Panamakanal mit seinem Schwesterschiff „Rotterdam“. Die Besatzungen verlegten nun einige gesunde Passagiere auf die „Rotterdam“, um die Gäste besser zu verteilen und Platz für eventuell benötigte Quarantäne-Kabinen zu schaffen, wie Reedereichef Orlando Ashford am Sonntag in einer Videobotschaft erklärte.
Drama auf Flugzeugträger
Auch die USS Theodore Roosevelt (TR) schickt Hilferufe an die US-Marineführung. An Bord des atomgetriebenen Flugzeugträgers sind fast 200 von 4000 Soldaten mit dem Coronavirus infiziert. In seinem Hilferuf bittet Kapitän Brett Crozier um die Isolierung eines Großteils seiner Besatzung auf der Pazifik-Insel Guam, wo die Roosevelt derzeit liegt. Doch damit wäre das Kriegsschiff auf Wochen nicht mehr einsatzfähig.
Der Flugzeugträger kam aus Vietnam. Guam ist ein amerikanisches Pazifikterritorium östlich der Philippinen.
„Dies erfordert eine politische Lösung, aber es wäre die richtige Entscheidung“, schreibt der Kapitän in seinem Brief, der dem San Francisco Chronicle zugespielt wurde. „Wir befinden uns in keinem Krieg. Es müssen keine Matrosen sterben. Wenn wir jetzt nicht handeln, versagen wir dabei, das wichtigste Gut zu schützen, das uns anvertraut wurde: unsere Matrosen.“
Unter den beengten Verhältnissen des Flugzeugträgers gebe es keine Chance, die erforderlichen Sicherheits- und Abstandsregeln einzuhalten. Doch auch auf der Insel Guam fehlen die Möglichkeiten zur Unterbringung, Isolierung und Versorgung der Soldaten.
Der Kapitän bleibt bei seinem Drängen: Wenn keine Evakuierung stattfände, müsse man notfalls „krank kämpfen“. Dann werde man die „Roosevelt“ nicht vom Virus befreien können, „und es wird Verluste geben“.
Kein Kreuzfahrtschiff
Verteidigungsminister Mark Esper sieht den "Zeitpunkt für eine Evakuierung noch nicht gekommen". Er versprach zunächst aber die Sendung von "medizinischem Material" und weiteren Corona-Tests. In einem CBS-Interview sagte Esper, er habe das Schreiben des Kapitäns "noch nicht vollständig gelesen". Der Kapitän warnt: Notfalls könne die Besatzung auch "krank kämpfen". Aber dann "wird es Verluste aufgrund des Virus geben".
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