Corona-Regeln: Drastische Verschärfungen quer durch Europa

Corona-Regeln: Drastische Verschärfungen quer durch Europa
In Italien herrscht demnächst im Freien Maskenpflicht, in Belgien darf man nur mit wenigen Menschen pro Monat engen Kontakt haben.

Europaweit steigt die Zahl der Covid-19-Infektionen teils dramatisch an, immer mehr Länder verschärfen ihre Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Hier finden Sie einen Überblick über die neuesten Regeln.

Italien und Vatikan

Voraussichtlich ab Mittwoch will die Regierung im gesamten Land eine Maskenpflicht im Freien einführen. Derzeit gilt die Maßnahme lediglich in vier Regionen, darunter in der Hauptstadt Rom. Wer sich nicht an die Maskenpflicht hält, muss mit Strafen zwischen 400 und 1.000 Euro rechnen. Der Vatikan hat die Maskenpflicht im Freien bereits eingeführt.

Menschenansammlungen sind in Italien nach wie vor verboten. Polizei und Heer sollen die Einhaltung der Maßnahmen kontrollieren. Lokale, die Anti-Corona-Regeln nicht respektieren, müssen mit einer Schließung des Betriebs von fünf bis 30 Tagen rechnen, geht aus den Plänen der Regierung hervor. Zusätzlich sind Strafen von bis zu 1.000 Euro vorgesehen.

Wer in Italien positiv auf Covid-19 getestet wurde und sich nicht an die Quarantäne hält, muss mit einer Haftstrafe zwischen drei und 18 Monaten rechnen. Die Geldstrafe beträgt zwischen 500 und 5.000 Euro. Zudem droht eine Klage wegen Fahrlässigkeit.

Zudem sollen nun auch Einreisende aus Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und der Tschechischen Republik getestet werden. Derzeit werden bereits Einreisende aus Kroatien, Griechenland, Malta, Spanien sowie aus Paris und sieben französischen Regionen getestet.

Belgien

Von Freitag an sollen die belgischen Bürger pro Monat nur noch mit drei Personen außerhalb der Familie engen Kontakt pflegen, wie der neue Regierungschef Alexander De Croo am Dienstag mitteilte. Im Cafe dürfen nur noch vier Leute zusammensitzen. Künftig ist um 23.00 Uhr Sperrstunde. Arbeit von zuhause aus wird dringend empfohlen.

Deutschland

Wegen des starken Anstiegs der Corona-Infektionen gelten in Berlin bald eine nächtliche Sperrstunde und strengere Kontaktverbote. Die meisten Geschäfte sowie alle Restaurants und Bars müssen von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr schließen. Ausnahmen sind demnach etwa für Apotheken oder Tankstellen geplant, letztere dürfen in der Nacht aber keinen Alkohol mehr verkaufen.

Im Freien dürfen sich von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr nur noch fünf Personen oder Menschen aus zwei Haushalten versammeln. An privaten Feiern in geschlossenen Räumen dürfen nur noch maximal 10 statt bisher 25 Personen teilnehmen. Die Maßnahmen zielen vor allem auf private Feiern und illegale Partys, die die Berliner Behörden als Treiber des Infektionsgeschehens sehen. Sie sollen ab Samstag gelten.

Brandenburg verschärft seine Corona-Regeln vor allem wegen der Lage im Nachbarland Berlin. Ab Sonntag gilt eine Maskenpflicht nicht nur in öffentlichen Bussen und Bahnen und im Einzelhandel, sondern auch in Bürogebäuden und Aufzügen - aber erst ab 35 neuen Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.

Frankfurt am Main führt voraussichtlich ab Freitag neue Beschränkungen ein. Unter anderem wird eine Sperrstunde von 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr gelten, der Konsum von Alkohol im öffentlichen Raum verboten und werden private Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen auf höchstens 25 Teilnehmende beschränkt, teilt die Stadt mit. In Einkaufspassagen und großen Einkaufsstraßen werde eine Maskenpflicht eingeführt.

Irland 

Landesweit dürften Restaurants und Pubs ab sofort keine Gäste mehr in Innenräumen bedienen, teilte der irische Premierminister Micheal Martin am Montag mit. Bereits geplante Veranstaltungen würden abgesagt. Zudem seien die Bürger aufgerufen, keine Inlandsreisen zu unternehmen.

Angestellte sollten nur dann nicht von zu Hause arbeiten, wenn sie am Arbeitsplatz dringend benötigt würden, so Martin. Auch Gottesdienste müssten wieder online stattfinden.

Eine Expertenkommission hatte der Regierung am Sonntag empfohlen, wegen des rapiden Wiederanstiegs bei den Neuinfektionen einen zweiten landesweiten Lockdown zu verhängen. Dies habe die Regierung mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen abgelehnt, hieß es.

Frankreich

Seit Dienstag müssen Restaurants in der Hauptstadt Paris die Kontaktdaten ihrer Gäste ähnlich wie in Österreich oder Deutschland sammeln. Neue Regeln schreiben außerdem vor, dass Gäste bis zum ersten Gang und zwischen den Mahlzeiten ihre Maske tragen müssen. An den Tischen sind maximal sechs Personen erlaubt.

Wegen der sehr ernsten Corona-Lage hatte Frankreichs Regierung die „maximale Alarmstufe“ in der französischen Hauptstadt und den inneren Vorstädten ausgerufen. Seit Dienstag haben dort daher zunächst für zwei Wochen Bars und Cafés geschlossen, es gelten weitere Einschränkungen. So sind Schwimm- oder Turnhallen weitestgehend geschlossen, Feste und Partys sind verboten. Restaurants dürfen geöffnet bleiben, müssen sich aber an die neuen Vorschriften halten.

Corona-Regeln: Drastische Verschärfungen quer durch Europa

Paris: Corona-Kontrolle in Lokalen

Tschechien

Der tschechische Gesundheitsminister Roman Prymula sagte Dienstagabend in der ZIB 2, dass die Regierung in Prag eine weitere, deutliche Verschärfung der Corona-Maßnahmen anstrebe. Details könne er noch nicht sagen, da noch verhandelt werde. Einen kompletten Lockdown werde es wohl nicht geben, so Prymula, aber "irgend etwas in der Mitte". Die Regeln würden im Vergleich zu den derzeit geltenden sehr streng sein.

Polen

Polen will bei Verstößen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen konsequenter vorgehen. Wer keine Maske trage, wo diese vorgeschrieben sei, muss künftig entweder ein ärztliches Attest über Befreiung von der Maskenpflicht vorzeigen oder mit einem Bußgeld rechnen, sagte Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Dienstag.

Ab kommenden Samstag soll zudem in den Regionen, die wegen eines hohen oder sehr hohen Infektionsgeschehens als gelbe oder rote Zonen ausgewiesen sind, die Maskenpflicht auch im Freien gelten. Die Zahl der Teilnehmer bei privaten Feiern wird noch stärker eingeschränkt.

Rumänien

Nach mehreren anderen europäischen Ländern hat am Montagabend auch Rumänien Österreich auf seine „rote Liste“ für die Einreise gesetzt. Damit müssen Einreisende aus Österreich ab Mittwoch für 14 Tage in Quarantäne, ab dem achten Tag können sie einen PCR-Test durchführen lassen - fällt dieser negativ aus, wird ihre Quarantäne am zehnten Tag aufgehoben.

Ausnahmen gelten für Reisende, die weniger als drei Tage in Rumänien bleiben. Für sie reicht bei der Einreise ein bis zu 48 Stunden alter PCR-Test. Die neuen Einreisebestimmungen Rumäniens richten sich auch gegen Spanien, Frankreich, Belgien, Großbritannien und Dutzende weitere Länder - quasi für alle Staaten, deren Coronavirus-Inzidenzwert bei über 1,5 liegt.

Der Krisenstab der Regierung beschloss auch zahlreiche Einreisebeschränkungen auf lokaler Ebene - etwa die Abriegelung von Ortschaften mit Infektionsclustern sowie die Schließung von Restaurants, Cafés und Kinos in Städten/Ortschaften mit hohen Fallzahlen.

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