Das ist aus Sicht anderer europäischer Länder durchaus bemerkenswert. Denn gerade im Vergleich mit anderen Metropolen steht Berlin nämlich ganz gut da. Wien etwa, Österreichs Hotspot Nummer eins, liegt seit Freitag bei einem Inzidenz-Wert von 160,6 – hat also ein mehr als dreimal so dramatisches Infektionsgeschehen wie die deutsche Hauptstadt.
Maßnahmen wie in Berlin und anderen deutschen Städten – für Risikogebiete wurde ein Urlaubsverbot für die Herbstferien erlassen, ein öffentliches Alkoholverbot ist angedacht – gibt es in Wien aber nicht. Und auch im Vergleich mit jenen Metropolen, die zuletzt ähnlich hohe Fallzahlen wie Wien hatten, wirkt der österreichische Weg eher moderat: In Großbritannien soll kommende Woche ein ähnliches Modell wie in Deutschland umgesetzt werden. Damit würden in London, wo es ein geringeres Infektionsgeschehen als in Wien gibt, nicht nur Pubs und Restaurants schließen, sondern auch Treffen mit haushaltsfremden Personen untersagt werden.
In den Städten, in denen sich das Virus rasanter ausbreitet als in Wien, hat man ohnehin schon eine schärfere Gangart eingelegt. Prag verordnete am Freitag allen Lokalen eine Sperrstunde ab 20 Uhr; Schwimmbäder, Fitnesscenter, Kinos und Theater müssen schließen.
Auch Sportveranstaltungen sind abgesagt, zudem wird in Einkaufszentren das WLAN abgeschaltet, um Menschenansammlungen zu vermeiden.
Auch Brüssel, wo man wieder mit massiv steigenden Zahlen kämpft, hat schon Schritte gesetzt; seit Donnerstag sind alle Cafés und Bars zu, Masken müssen beinahe überall – auch im Freien – getragen werden. Paris hat genau dieselben Maßnahmen schon Ende August angekündigt.
In Spaniens Hauptstadt – mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 305 traurige Spitzenreiterin in Europa – sind die Maßnahmen derzeit am drastischsten. Nachdem sich die Stadtregierung lange gegen einen Lockdown gewehrt hatte, verhängte die Regierung am Freitag den Notstand über die Hauptstadt. Was das heißt? Einwohner dürfen ihre Bezirke nur noch verlassen, um etwa zur Arbeit zu fahren oder einen Arzt aufzusuchen. Begleitet werden sie dabei von strengen Augen: Kontrolliert wird der Lockdown nämlich scharf – von 7.000 Soldaten und Polizisten.
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