Halb Europa stoppt Impfungen mit Astra Zeneca, Österreich nicht

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Nach neuen Meldungen von Thrombosen wird quer durch Europa ein vorläufiger Stopp verkündet. Österreich aber bleibt vorerst auf Kurs und impft.

Die Skepsis gegenüber dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca breitet sich blitzartig  über Europa aus. Montag Nachmittag stoppten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien quasi im Minutentakt die Impfungen mit dem Wirkstoff. Österreich dagegen entschied sich am Abend weiter zu impfen. Das nationale Impfgremium empfahl die Weiterverwendung, man könne aber "keine abschließende Empfehlung abgeben". Deutschland war an diesem Montag das erste große EU-Land, das die Notbremse zog: Man folge einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit. Grund waren mehrere Fälle von Blutgerinnseln in Venen im Gehirn.

Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte, um das Vertrauen in den Impfstoff zu stärken, müsse man den Experten in Deutschland und bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA Zeit zur Kontrolle geben. Die Maßnahme betreffe sowohl die erste als auch die zweite Impfung und es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme: "Es geht um ein sehr geringes Risiko, aber ein Zusammenhang mit einem Blutgerinnsel kann nicht ausgeschlossen werden."

SPD-Kritik am Stopp

Kritik kam von Seiten des Koalitionspartners SPD, deren Gesundheitsfachmann Karl Lauterbach hatte schon zuvor den Astra-Zeneca-Impfstopp in Dänemark, Norwegen und Island kritisiert. Es sei richtig, die gemeldeten Fälle von Blutgerinnsel weiter zu untersuchen, erklärte er auf Twitter Der Impfstopp aber sei falsch. „Die ausgesetzte Impfung ist für viele tödlich, die jetzt verzichten“, fügte er hinzu.

Noch kein Stopp in Österreich

Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Rest-Europa hält das Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die EMA werde entscheiden, "ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken". Diese Entscheidung wird für Donnerstag angekündigt - und bis dahin, so erklärte Frankreichs Präsident Emanuel Macron, werde man die Impfung in Frankreich auf jeden Fall aussetzen. In Österreich blieb man am Montag vorerst auf Kurs, berief aber eine Sitzung des nationalen Impfgremiums für den frühen Abend ein. Dann wurde eine Entscheidung erwartet. Gesundheitsminister Anschober beschränkte sich vorerst darauf, auf eine "gesamteuropäische Lösung" zu drängen.

Von Söder und Kurz empfohlen

Wenige Stunden zuvor hatte sich noch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für Astra Zeneca stark gemacht. Der CSU-Politiker hatte gefordert, dass sich Politiker mit dem umstrittenen Impfstoff impfen lassen sollten, um so eine Vorbildwirkung zu erzielen. Auch Österreichs Bundeskanzlers Kurz hatte schon vor einigen Tagen angekündigt, sich mit Astra Zeneca impfen lassen zu wollen.

 

Am Montag hatten zunächst die Niederlande angekündigt, die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff des Herstellers Astra Zeneca vorübergehend - für zwei Wochen - auszusetzen.

Insgesamt (Teil)Sperren in 17 von 27 Ländern

Man folgt damit dem Beispiel von Dänemark, Norwegen, Island, Bulgarien und Irland, die wegen Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen das Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst nicht mehr verabreichen.

Rechnet man auch jene Länder hinzu, die eine Sperre über eine einzelne Charge, nämlich über ABV5300 verhängt haben, ist das Vakzin von Astra Zeneca in 17 von 27 Ländern gesperrt. Dazu gehören auch Österreich, Lettland, Estland, Litauen, Luxemburg, Rumänien, Italien und Griechenland.

Experten gaben Entwarnung

Bisher erklärten Experten in Österreich, dass die Daten nicht auf einen Zusammenhang zwischen dem Tod der nö. Krankenpflegerin, die mit Astra Zeneca geimpft wurde, und dem Impfstoff hindeuten. Das betonte das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) in seinem jüngsten Bericht und auch Herwig Kollaritsch aus dem nationalen Impfgremiumin der Vorwoche  im KURIER-Gespräch. Zwei weitere mit Astra Zeneca geimpfte Pflegerinnen mussten wegen einer Lungenembolie im Krankenhaus behandelt werden. Eine 60-jährige Frau soll in Vorarlberg vier Tage nach der Impfung einen Schlaganfall erlitten haben.

Nur zeitlicher Zusammenhang

Prinzipiell gilt: „Nicht jedes Krankheitszeichen, das im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung auftritt, ist auch auf die Impfung zurückzuführen. Wenn Impfstoffe an viele Personen verabreicht werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass  Beschwerden auftreten, die nicht durch die Impfung, sondern durch andere Ursachen, wie eine zeitgleich oder kurz danach aufgetretene andere Erkrankung, ausgelöst wurden“, erklärt das BASG im Bericht.

"Kein Anlass zur Sorge"

Ein Vergleich der 130.000 mit Astra Zeneca Geimpften mit Nicht-Geimpften gibt keinen Anlass zur Sorge: „Wenn man 130.000 Leute, die noch nicht geimpft sind, in Österreich für zwei  Wochen beobachtet, sind in dieser Gruppe etwa drei  thrombo-embolische Ereignisse zu erwarten“, so Kollaritsch.  „Es gibt also keine besondere Häufung.“  Nun müsse man die Beobachtungen aus Österreich im Detail mit Meldungen aus anderen Ländern vergleichen. Das sollte aber relativ schnell gehen. Weil alle Covid-Impfstoffe derzeit nur bedingt zugelassen sind, werden nämlich alle Daten rund um die Impfungen von der EU gesammelt. Und die Arzneimittelbehörde der EU (EMA) hat am Mittwoch bekannt gegeben, es  gebe bisher keine Hinweise, dass ein Todes- oder Krankheitsfall in Österreich auf Impfungen mit dem Vakzin von Astra Zeneca zurückzuführen wäre.

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