CNN-Star über Trump: "Wenn er lügt, mache ich seine Lüge publik"
Jake Tapper, 51, ist ein Star auf CNN. Der New Yorker Politjournalist, Kommentator und Filmproduzent hat aus seiner politischen Überzeugung nie ein Geheimnis gemacht: Er ist Demokrat und war in der Obama-Ära Korrespondent im Weißen Haus. Tapper schrieb für New York Times und Washington Post, sein Buch über den Krieg in Afghanistan („The Outpost“) wurde jetzt verfilmt.
KURIER: Haben Sie vor, mehr Bücher zu schreiben?
Jack Tapper: Ja, aber derzeit schreibe ich einen Roman. Fiktion, nicht Wahrheit. Ich brauche das als Flucht. Weil wir in einer extremen Epoche leben.
Ist es frustrierend, dass Ihnen oft das Wort im Mund umgedreht wird?
Sehr. Und es kommt von ganz oben.
Präsident Trump macht die wahren Nachrichtenunternehmen täglich schlecht. Es ist kein Geheimnis, warum er das tut. Er schlägt auf alle hin, die ihn und seine Rhetorik herausfordern und hinterfragen, ganz egal ob das Robert Mueller ist oder ein Gerichtshof oder die Medien.
Er versucht alles gesetzlich zu verbieten, was gegen ihn gerichtet ist. Wir müssen Autorität hinterfragen. Das ist unsere Aufgabe als Bürger, nicht nur als Reporter.
Ist die Vermischung von journalistischen Fakten und Meinungen ein Problem der modernen Medien?
Ein sehr großes. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: die derzeit viel diskutierte Polizeireform. Es ist nicht meine Aufgabe als Journalist, dazu eine Meinung zu haben. Wenn mein Gast in meiner Sendung ein Demokrat ist, dann stelle ich ihm Fragen aus republikanischer Perspektive. Wenn er ein Republikaner ist, dann kommen meine Fragen aus demokratischer Perspektive. Nur so kann ich eine Ausgewogenheit schaffen.
Wird diese Art Journalismus unter Trump schwieriger?
Ja, denn neben jeder ausgewogenen Sendung auf CNN gibt es Fox News. Wenn ich über eine Wahlveranstaltung für Trump berichte, muss ich damit rechnen, dass mein Kamerateam von seinen Anhängern attackiert wird. Er hat das System entmenschlicht.
Aber das hält mich nicht ab, die Fakten zu berichten. Wenn er das Coronavirus „Kung Flu“ nennt, ist das rassistisch, und ich sage es. Wenn er lügt, mache ich seine Lüge publik.
Was halten Sie davon, dass Junge ihre Infos von Online-Plattformen wie Tik Tok und Youtube bekommen?
Meine Tochter ist auf Tik Tok, mein Sohn auf Youtube. Die Informationen, die sie bekommen, haben in erster Linie nichts mit Nachrichten zu tun. Man muss Videogames von echter Information unterscheiden lernen. Das Problem ist, dass das ein paar sehr skrupellosen Menschen eine Plattform gibt.
Wie einst Donald Trump?
Er war ein Produkt der Mainstream-Medien, lange bevor er sich gegen sie gestellt hat. Er hätte es nie geschafft, wäre er nicht ein Star in den Medien gewesen.
Wie waren Ihre Erfahrungen in Afghanistan?
Ich war zweimal dort. Einmal auf geheimem Trip mit Obama in der Airforce One. Das zweite Mal eingebettet im US-Militär. Wir wussten nie, wann wir attackiert werden. Ich hatte eine posttraumatische Belastungsstörung, als ich zurückkam. Ich möchte den Trip nicht missen, aber auch nicht unbedingt wieder in eine Kriegssituation.
Nochmal zu Trump: Wie gefährlich ist seine Rhetorik?
Sehr gefährlich. Weil er damit auch Diktatoren und ihre Unterdrückung der Meinungsfreiheit legitimiert. Und damit sind wir im Wilden Westen.
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