"Die Konzerne und Reichen werden zahlen"

Hillary Clinton bei ihrer Rede am Parteitag der Demokraten.
Hillary Clinton nimmt in einer umjubelte Rede ihre Kandidatur als Präsidentschaftskandidatin an und rechnet mit Donald Trump ab.

Das war Hillary Clinton "at her best": Sogar der super-konservative Nachrichtensender Fox News kam nicht umhin, Anerkennung zu zollen. Hillary Clinton hat mit ihrer Rede dem Parteitag der Demokraten einen fulminanten Abschlussabend bereitet. Was mit Spaltung und Rücktrittsaufforderungen an Clinton begonnen hatte, sollte nach vier Tagen Zusammenraufen auf der Convention doch noch zu einem Fest werden.

Die "Vorrednerin" war Chelsea. Dass Clintons Tochter ihre Mutter als erste weibliche Präsidentschaftskandidatin auf die Bühne bitten konnte, war ein historischer Moment. "Wenn es keine gläserne Decke mehr gibt, ist über uns nur noch der Himmel", jubelte Hillary Clinton in ihrer Rede, die streckenweise sehr feministisch war. Über Donald Trump sagte sie etwa, Jacky Kennedy aus der Zeit der Kuba-Krise zitierend: "Was John F. Kennedy damals am meisten fürchtete, war, dass ein kleiner Mann getrieben von Angst und Stolz, einen Krieg anzettelt." Das saß. "Jemandem wie Trump, der sich schon von einer Reporterfrage so provozieren lässt, dass er seine gute Kinderstube vergisst, kann man keine Atomwaffen anvertrauen", sagte Clinton klipp und klar.

Sie verbiss sich auch in Trumps Aussage in Cleveland, er allein könne Amerika schupfen. "Was ist mit den Lehrern, Ärzten, Polizisten, Müttern? Tun die nichts für Amerika? Trump vergisst auf alle. Es ist ein Leitprinzip dieses Landes, dass wir eine Gemeinschaft sind, dass wir füreinander einstehen. Und auch in unserer Verfassung ist es nicht vorgesehen, dass einer allein die ganze Macht hat", sagte Clinton.

Dank an Bernie Sanders

Ausdrücklich bedankte sich Clinton bei Bernie Sanders, dessen Bewegung im Vorwahlkampf sie fast die Nominierung gekostet hätte: "Du hast Millionen Amerikaner, vor allem Junge, inspiriert." Zu den Sanders-Anhängern sagte sie: "Ich habe gemeinsam mit Bernie ein fortschrittliches Programm formuliert. Wir brauchen euren Schwung und euer Engagement - helft mir, dieses Programm gemeinsam in die Tat umzusetzen."

Dann zählte sie auf: mehr Jobs, höhere Löhne, saubere Energie, Aufbau der darniederliegenden Infrastruktur. Sie versprach "das größte Investment in die Wirtschaft seit dem zweiten Weltkrieg" zu tätigen. Clinton: "Und wenn ihr fragt, wie ich das bezahlen will, dann sage ich: die Wall Street, die Konzerne und die Reichen werden ihren fairen Anteil beizutragen haben." Clinton versprach eine allgemeine Krankenversicherung, freien Universitätszugang für den Mittelstand, Schuldenreduktion für die verschuldeten Studenten und eine Absage an unfaire Handelsabkommen, die die Verlagerung von Jobs ins Ausland begünstigen. "Wenn ihr dafür seid, gegen China aufzustehen, dann schließt euch dieser Kampagne an", rief sie unter tosendem Applaus.

Trump solle lieber wieder „Produkte in Amerika machen“

Trumps diesbezügliche Versprechen seien "leer", er stelle seine Produkte in der Türkei, in Indien, in China her. Er prelle Firmen, die für seine Baustellen arbeiteten, um ihr Geld. "Er soll nicht davon reden, Amerika wieder groß zu machen, er soll lieber wieder in Amerika seine Produkte machen"', ätzte Hillary Clinton unter dem gegen Ende der Rede schon durchgehenden Jubel der Tausenden Delegierten.

Sie versicherte, im Gegensatz zu Trump die NATO-Partner nicht im Stich zu lassen und gemeinsam gegen den Terrorismus zu kämpfen. "Wir werden uns nicht auseinanderdividieren lassen, weder nach Rassen, noch nach Religion, noch von unseren Freunden in der Welt. Unser Feind ist der Terror, und gegen den werden wir gemeinsam vorgehen."

Ein Höhepunkt der Rede, an dem das riesige Kongresszentrum in Emotionen versank, war, als sie formal ihre Nominierung annahm - "mit Demut, Bestimmtheit und endloser Zuversicht". Sie werde eine Präsidentin für alle Amerikaner sein, auch für die, die sie im November nicht gewählt haben werden.

Clinton über Trump: Die Aussagen im Check

... den Wahlkampf. Das wird eine Schmutzkübelkampagne, kein Zweifel. Aber uns kann nichts mehr überraschen, schließlich hat Trump sich schon durch den bisherigen Wahlkampf von Beleidigung zu Beleidigung gehantelt. Er hat ohnehin schon jede Grenze überschritten.

... parteiinterne Konflikte.Was uns am stärksten eint, ist Donald Trump. Ich bin überzeugt, die Mehrheit der Sanders-Anhänger wird sich genau deshalb hinter Hillary versammeln, wenn die Zeit gekommen ist.

... Hillarys Schwäche.Es gibt viel, was die Leute über Hillary nicht wissen, vor allem, was ihre menschlichen Züge betrifft. Sie kann unglaubliches Mitgefühl für Menschen zeigen, vor allem für Kinder, für die kann sie sich wirklich mit Leidenschaft engagieren. Sie hat aber auch viel Humor, mit ihr kann man auch in stressigen Situationen im Wahlkampf herzlich lachen. Von all diesen Eigenschaften sollten die Menschen mehr zu sehen bekommen, das sollte man mehr in den Vordergrund stellen.

... Hillarys Stärke. Sie war von Anfang an die kompetenteste Kandidatin, die mit der meisten Erfahrung. Sie ist diejenige, der man zutraut vom ersten Tag an das Land zu führen. Sie ist aber auch eine ernsthafte Arbeiterin, eine, die sich durch Themen durchbeißt und sich wirklich darin vertieft.

... Hillary und die Frauenkarte.Sie selbst wollte diese Rolle als erste aussichtsreiche Präsidentschaftskandidatin nicht in den Vordergrund stellen. Sie will einfach beweisen, dass sie die bestqualifizierte und kompetenteste ist, egal, ob Mann oder Frau.

... das Phänomen Trump.Was die Republikaner selbst unterschätzt haben, ist, dass Trump den Amerikanern über Jahre aus einer der populärsten reality shows vertraut war ("the apprentice", Anm.). Darin hatte er die Rolle einer Führungsfigur, die wesentliche Entscheidungen zu fällen hat. Für Amerikaner, die sich nicht mit Politik beschäftigen, hat das ihr Bild von ihm geprägt.

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