Konflikt um Ölbohrungen eskaliert

Anti-chinesische Proteste in Ho Chi Minh City
Peking evakuierte Tausende Landsleute nach anti-chinesischen Ausschreitungen.

Chinesische Geschäfte wurden geplündert, Fabriksgebäude in Brand gesetzt und Arbeiter mit Steinen beschossen, Zufahrten mit Barrikaden blockiert: Vietnam erlebte in der Vorwoche tagelange anti-chinesische Proteste. Zwei Chinesen wurden getötet, Hunderte verletzt. Am Wochenende regierte die Regierung in Peking und ließ in einer ersten Aktion Dutzende Schwerverletzte in einer Sondermaschine aus dem Nachbarland ausfliegen. Zugleich setzte die chinesische Marine Transportschiffe in Marsch, die in den nächsten Tagen Tausende weitere Landsleute evakuieren sollen.

Hintergrund ist der eskalierende Konflikt um Ölbohrungen Chinas in einem von beiden Ländern beanspruchten Meeresabschnitt im Südchinesischen Meer. Anfang Mai hatte Peking damit begonnen, eine Tiefseebohrplattform in der umstrittenen Zone zu installieren. Vietnams Marine schickte umgehend Schiffe dorthin. Die aber wurden von chinesischen Schiffen angegriffen und gerammt.

Der Konflikt hat die in Vietnam ohnehin tiefsitzenden antichinesischen Emotionen hochkochen lassen. Es kam zu den schwersten anti-chinesischen Ausschreitungen seit Jahrzehnten.

Die kommunistische Regierung, die üblicherweise politische Proteste im Keim erstickt, reagierte diesmal auffallend zurückhaltend und ließ der Wut der Menschen freien Lauf. Erst nach massivem politischen Drohungen aus Peking begann man gegen die nicht genehmigten Proteste einzuschreiten. Ministerpräsident Nguyen Tan Dung rief seine Leute auf, ihren Patriotismus zu zeigen, sich aber nicht an Protesten zu beteiligen.

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