"Linke Terrornetzwerke": J.D. Vance droht nach Kirk-Attentat Rache an

Schon das Eröffnungsbild zeigte auf, wie stark diese Sonderausgabe der „Charlie Kirk Show“ symbolisch aufgeladen wurde. Eingerahmt von den Flaggen der Vereinigten Staaten sowie jener des US-Vizepräsidenten saß J.D. Vance vor einem grauen Podcast-Mikrofon. „Ich springe heute für jemanden ein, den man eigentlich nicht ersetzen kann: Meinen lieben Freund, den großartigen Charlie Kirk“.
Vance trug den Sarg des ermordeten Kirk
Tatsächlich verband den US-Vizepräsidenten eine enge Freundschaft mit dem 31-jährigen, erzkonservativen Aktivisten. So sagte Kirk erst kürzlich in einem Interview mit dem Wall Street Journal: „Am lustigsten finde ich, dass er mich und andere in unserem Freundeskreis noch immer ,Dude’; nennt, obwohl er inzwischen Vizepräsident ist.“
Ihre Freundschaft fand am vergangenen Mittwoch ein jähes Ende, als Kirk bei einem Auftritt auf einem Uni-Campus in Utah von einem 22-Jährigen erschossen wurde. Vance reiste daraufhin umgehend zum Tatort, sagte dafür sogar eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der Terroranschläge des 11. September ab und trat medienwirksam als Sargträger für den Ermordeten auf.
Podcast-Folge wird zur zweistündigen Trauerzeremonie
Die persönliche Betroffenheit mag echt sein. Ein gewiefter Politiker von Vances Kaliber erkennt jedoch auch den Nutzen dieser öffentlichen Anteilnahme. Ihren Höhepunkt bildet die Übernahme von Kirks Podcast-Sendung am Montagabend, die vor dessen Ermordung täglich mehr als 500.000 Zuseher verbuchen konnte.

US-Vizepräsident JD Vance moderierte die Sondersendung der "Charlie Kirk Show" am Montagabend (Ortszeit) aus seinem Büro.
Die Sondersendung war als zweistündige Trauerzeremonie angekündigt worden. Zunächst erfüllte sie diese Beschreibung. Der Vizepräsident sprach mit hochkarätigen Mitgliedern der Trump-Regierung – Präsidentensprecherin Karoline Leavitt, Stabschefin Susie Wiles und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy – über ihre Beziehung zu Kirk.
Sie sparten nicht an Pathos: „Jeder hier im Weißen Haus hat Charlie einen Teil seines Erfolgs zu verdanken“, sagte Vance etwa, daneben bezeichnete er Kirk als „vorbildlichen Christen“ und „freudigen Krieger für unser Land“.
Auftakt zum Rachefeldzug: "Werden diese Terrornetzwerke identifizieren"
Doch spätestens, als Trumps Vize-Stabschef Stephen Miller Platz nahm, wich die zur Schau getragene Trauer konkreten Rachegelüsten. Und das, obwohl die Ermittler in Utah weiterhin betonen, dass sich nach Verhören des mutmaßlichen, 22-jährigen Mörders noch immer kein Motiv herauskristallisiert hat.
Miller, der sich als Trumps wichtigster Berater für Innere Sicherheit den Spitznamen „Grenz-Zar“ erarbeitet hat, will die Schuldigen trotzdem kennen: „Das linke Lager“ organisiere „Aufstände, Straßengewalt und Kampagnen zur Entmenschlichung und Verunglimpfung von Andersdenkenden“ in den USA.

Stephen Miller, Trumps Vize-Stabschef und oberster Berater für Innere Sicherheit, kündigte dramatische Schritte gegen "linke Terrornetzwerke an".
Dann sagte er einen Satz, der nachhallte: „So wahr mir Gott helfe, werden wir alle uns in dieser Regierung zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen, um diese Terrornetzwerke zu identifizieren, zu zerstören und Amerika wieder sicher zu machen.“
Vance zitiert eine Umfrage zu politischer Gewalt - und lässt Entscheidendes weg
Vance, der Vizepräsident, pflichtete ihm bei: Eine „Pyramide“ von Politikern, Geldgebern und Journalisten hätten ein Umfeld geschaffen, „in dem solche Dinge unweigerlich passieren“ – und Statistiken würden zeigen, „dass Menschen auf der linken Seite politische Gewalt viel eher verteidigen und feiern.“
Dabei verwies er auf eine jüngste Umfrage des Befragungsinstituts YouGov, wonach nur 58 Prozent der demokratischen Wähler politische Gewalt verurteilen (67 % auf republikanischer Seite). Darin ist allerdings auch ausgewiesen, dass das Ergebnis solcher Befragungen stets davon abhängt, welche Seite jüngst betroffen war.
Im Juni, nach der Ermordung der demokratischen Politikerin Melissa Hortman, fiel es noch umgekehrt aus.
Wer jetzt ins Visier gerät: NGOs, zivilgesellschaftliche Gruppen, Einzelpersonen
Wie mehrere US-Medien inzwischen unter Berufung aus Quellen aus dem Weißen Haus berichten, bereitet die Regierung Schritte gegen NGOs vor, die in der Vergangenheit demokratische Kampagnen sowie linke oder liberale Medien finanziell unterstützten; darunter die Open Society Foundation des Milliardärs George Soros.
Daneben sollen bereits Untersuchungen gegen zivilgesellschaftliche Gruppen laufen, die etwa jüngste Proteste gegen Abschiebungen oder den Einsatz der Nationalgarde organisiert hatten. Manche Hardliner fordern demnach, diese Gruppen als Terrororganisationen einzustufen.
Letztlich sollen aber auch Einzelpersonen bestraft werden: „Wenn ihr seht, wie jemand Charlies Ermordung feiert – zur Hölle, meldet sie bei ihren Arbeitgebern“, forderte Vance gegen Ende der Show. Und befeuerte damit einen jüngsten Trend: Wie das Wall Street Journal berichtet, folgten innerhalb einer Woche auf entsprechende Forderungen in den Sozialen Medien, auch von republikanischen Abgeordneten, hunderte Entlassungen bei großen US-Firmen, unter anderem American Airlines, Nasdaq.
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