Warum es beim Attentat auf Charlie Kirk auch um vereinsamte junge Männer geht

Blumen vor einem Bild von Charlie Kirk
Das Attentat auf Influencer Charlie Kirk wird die Spannungen in den USA verschärfen, und das ist nicht nur die Schuld des Attentäters.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Mit voller Wucht rollt sie durch die Sozialen Medien: Die Welle der Wut, der Empörung, des Aufstachelns gegen den politischen Gegner bis hin zu Aufforderungen zum Denunziantentum. Amerikas rechte Meinungsmacher und Politiker schäumen über das tödliche Attentat auf den ultrarechten Influencer Charlie Kirk

So heftig und hasserfüllt schaukelt sich die Aufregung über den – abzulehnenden, inakzeptablen und vollkommen sinnlosen – Angriff auf den 31-jährigen Popstar von Amerikas junger Ultra-Rechter hoch, dass bereits die Gefahr eines drohenden Bürgerkriegs in den USA beschworen wird. Doch derartige Szenarien sind nicht nur falsch, sie sind vielmehr gefährlich – und dienen einmal mehr dazu, den politischen Gegner als viel mächtiger darzustellen, als er wirklich ist.

Der 22-jährige Attentäter Taylor R. soll die USA einem Bürgerkrieg näher gebracht haben? Bisher weiß man wenig über den Sohn aus einer intakten, konservativen, stets republikanisch wählenden Familie aus Utah – außer, dass er allein gehandelt hat. Dass keine politische Bewegung hinter ihm steht, dass er nicht von „linken Extremisten“ finanziert wurde.

Stattdessen soll der bis dahin völlig unauffällige junge Mann erst in den letzten Monaten völlig vereinsamt sein, sich hinter seinem Laptop vergraben haben und in der Gamer-Welt verloren haben. Er hatte keine echten Freunde mehr, die sich der kruden Welt radikalisierter, immer gewaltbereiterer, vereinsamter jungen Menschen entgegenstellen hätten können.

Was waren die Motive des Täters?

Kennt man das nicht? Genau, die Tätermotive, zu einer Waffe zu greifen und zu töten, ähneln einander fatal – ob es der Schulschütze von Graz war, der Attentäter Charlie Kirks oder die tödlichen jungen Schützen diverser Attentate in Norwegen, Schweden oder auch den USA, wo im Vorjahr ein Mann versuchte, Donald Trump zu ermorden. Alles Einzeltäter, die verwirrt, mörderisch und zu schlimmster Gewalt bereit sind – aber keine Mitglieder von Terrorgruppen wie des Islamischen Staates oder wie es einst die Rote Armee Fraktion (RAF) war.

Wer also der Frage nachgehen will, wo die – zunehmende – politische Gewalt in den USA herrührt, sollte besser den wahren Motiven des Kirk-Attentäters nachgehen – und ihm nicht politische Bedeutung andichten, die er nicht hat. Fragen könnte man sich bei dieser Ursachensuche auch, warum es in den USA so einfach ist, sich im nächsten Supermarkt eine Waffe zu kaufen und loszuballern.

ISRAEL-US-POLITICS-DIPLOMACY-TRUMP-KIRK

Es ist mehr als verantwortungslos, wenn der US-Präsident das Attentat dafür missbraucht, seine Gegner pauschal zu beschuldigen: „Die Radikalen auf der Rechten sind radikal, weil sie keine Kriminalität sehen wollen“, sagt Donald Trump. „Die Radikalen auf der Linken sind das Problem – sie sind bösartig und grausam.“

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