USA

Attentat auf Charlie Kirk: Sein letztes Wort war "Gewalt"

Donald Trump und Charlie Kirk
Am Mittwoch wurde der konservative Influencer Charlie Kirk erschossen, die einflussreichste junge Stimme in Trumps Dunstkreis. Es ist das nächste politische Attentat in den USA, die Sorge vor weiterer Gewalt ist groß.

Kurz bevor der Schuss fällt, spricht Charlie Kirk noch über eines seiner Lieblingsthemen. Wie viele Massenshootings es in den letzten Jahren gegeben habe, fragt ihn ein junger Student an der Universität Utah, Kirk lächelt ihn an. „Meinst du mit oder ohne Gewalt durch Banden?“, fragt er, dann kippt er blutend vom Sessel. Zwei Stunden später ist er tot.

Wer am Mittwoch auf Charlie Kirk geschossen hat, ihn aus weiter Distanz am Hals traf, ist bis jetzt nicht klar. Fest steht nur eines: Sein gewaltsamer Tod wird die politische Landschaft in den USA noch viel weiter entzweien als bisher.

Prove me wrong

Charlie Kirk, 31, zweifacher Familienvater, religiös und MAGA-Podcaster, war in Europa keine große Nummer. Doch in den USA war er ein Star, vor allem für viele Junge, und das nicht nur online: Für seine Youtube-Show tingelte er durch die ganzen USA, besuchte „woke“ Unis und debattierte laut und schmerzhaft mit den dortigen Studenten. Alles, was Amerika in den letzten Jahren in zwei Hälften dividiert hat, wurde da abgehandelt: Gender, Rassismus, Migranten, Waffengesetze, all die Trigger-Themen also.

Kirks Motto dabei war „Prove me wrong“, er gegen junge Linke, und seine Gegner waren manchmal mehr als unbedarft. Das brachte Lacher und Klicks en masse, und Kirk gab mit Absicht den großen Provokateur: In den 1940ern, sagte er einmal, hätten es die Schwarzen besser gehabt in den USA als jetzt. Die Rassengesetze hätten sie schließlich vor kriminellen Handlungen bewahrt.

In genauso einem Moment traf Kirk am Mittwoch die tödliche Kugel, direkt am Hals, aus großer Entfernung. Zumindest 130 Meter weit weg muss der Schütze gestanden sein, die Polizei fahndet noch immer nach ihm.

„Märtyrer der Wahrheit“

Ähnlich weit weg war der Schütze, der im Sommer 2024 auf Donald Trump geschossen hatte. Trump selbst war es dann auch, der am Mittwoch Kirks Tod bestätigte, zwei Stunden nach dem Attentat. Er beobachte die Lage im Situation Room, hieß es aus dem Weißen Haus, in jenem hochgesicherten Raum, wo auch Barack Obama den Übergriff auf Osama bin Laden verfolgt hatte. Der Mord an Kirk, einem Influencer, geriet so zu einem Akt nationaler Bedeutsamkeit.

Das hat guten Grund. Kirk war nicht nur einer von vielen rechten Influencern aus dem MAGA-Ökosystem, er war ein echter Stimmenbringer für Trump, vor allem bei den politikfernen Jungen. Mit seiner 2012 gegründeten Studentenorganisation Turning Point USA, auf Deutsch Wendepunkt USA, holte vor allem junge Männer an die Urne; er versprach ihnen Unterstützung im Kampf gegen allzu liberale Lehrende an den Unis. 250.000 Mitglieder hat seine konservative Jugendorganisation mittlerweile, und ihre „Professor Watchlist“ wächst immer weiter. Da werden Hochschullehrer bloßgestellt, die angeblich „linke Propaganda“ verbreiten.

Kirk habe „die Vernunft an die Unis“ zurückgebracht, sei ein „Märtyrer der Wahrheit“ gewesen, lobte Trump den Verstorbenen dann später in einer Rede auf Truth Social. Ohne zu wissen, wer geschossen hat, sagte er dann: „Die radikale Linke hat Charlie mit den Nazis und den schlimmsten Mördern der Welt verglichen. Sie ist verantwortlich für den Terrorismus, den wir in unserem Land jetzt sehen.“

Charlie Kirk fatally shot at Utah Valley University event

6 Monate, 150 Anschläge

Vielleicht hätte die gespaltene Nation in dem Moment eine Ansage gebraucht, die die Gemüter abkühlt. Aber dafür wurde Donald Trump nicht gewählt, und in den Sozialen Medien hatte die Schuldzuweisung ohnehin schon ihren Lauf genommen.

Für seine Fans ist Kirk ein Märtyrer, der für seine Überzeugungen sein Leben lassen musste. Für seine Feinde hatte er seinen Tod mehr als verdient. Er habe schließlich selbst mal gesagt, man müsse für die verfassungsmäßige Freiheit, eine Waffe zu tragen, jährlich ein paar Schusswaffenopfer in Kauf nehmen.

Dass links und rechts sich in den USA auseinanderbewegen, ist nicht neu. Doch spätestens seit den Attentaten auf Trump selbst vor einem Jahr, dem einen vereitelten und dem anderen, bei dem der Schütze nur sein Ohr traf, ist politische Gewalt wieder traurige Normalität in den Staaten.

US-TURNING-POINT-USA-FOUNDER-CHARLIE-KIRK-MOURNED-AFTER-KILLING

In Trumps Dunstkreis war Charlie Kirk die Stimme, die viele junge Menschen, vor allem Männer, anzog.  In den ganzen USA wurde um den rechten Influencer und Scharfmacher getrauert.   

150 politisch motivierte Anschläge zählte die Terrorismusdatenbank der University of Maryland allein in den ersten sechs Monaten 2025, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Erst vor drei Monaten erschoss ein streng religiöser Evangelikaler eine demokratische Abgeordnete aus Minnesota und ihren Ehemann.

Damals war es die Linke, die das rechtskonservative Lager mit Hass überschüttete. Jetzt ist es umgekehrt. „Die Linke ist die Partei des Mordes“, schrieb Milliardär Elon Musk nach dem Attentat. Trumps Ex-Berater Steve Bannon assistierte:

„Wir müssen eiserne Entschlossenheit zeigen. Charlie Kirk ist ein Kriegsopfer. Wir befinden uns in diesem Land im Krieg.“ Laura Loomer, eine populäre rechte Influencerin, sah gar eine Welle an Gewalt auf sie zukommen: Der Mörder sei ein „ausgebildeter Scharfschütze“, der geschickt worden sei schrieb sie. „Die Linken“, allesamt Terroristen, würden weitere „Hinrichtungen“ planen.

Kurz nach dem Attentat auf Charlie Kirk meldete die Polizei aus dem Nachbarbundesstaat Colorado ein Schul-Shooting. Mindestens zwei Schüler, hieß es, waren dabei verletzt worden.

Der Schütze hat sich danach selbst gerichtet.

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