"Buzzfeed"-Chefredakteur: "Wir sehen uns nicht als Anti-Trump-Medium"

"Buzzfeed"-Chefredakteur: "Wir sehen uns nicht als Anti-Trump-Medium"
Medienportal laut Smith kein Teil der Opposition zur US-Regierung. US-Präsident hatte "Buzzfeed" nach brisantem Dossier als "Haufen Müll" bezeichnet.

Für Chefredakteur Ben Smith ist das Internetportal "Buzzfeed" kein Teil der Opposition zur US-Regierung. "Wir sehen uns nicht als Anti-Trump-Medium", sagte Smith (41) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir sind unter den Medien weniger eine politische Alternative als eine mit Blick auf die verschiedenen Generationen."

Ein Grund für den Erfolg bei den Jüngeren sei, dass diese in den USA wenig Fernsehen guckten, aber auch, dass sich die amerikanischen Medien stark auf die Babyboomer konzentriert hätten, auf die inzwischen ältere Generation.

Trump über Dossier: "Ein Haufen Müll"

Im Jänner 2017 hatte Donald Trump "Buzzfeed" als einen "Haufen Müll" bezeichnet. Das Portal hatte zuvor ein sogenanntes Dossier des britischen Geheimdienstexperten Christopher Steele über Trump veröffentlicht, das nach Ansicht der Journalisten "kompromittierende Informationen" über den US-Präsidenten enthielt, über die auch die russische Regierung Bescheid wisse. Andere Medien hatten die Veröffentlichung abgelehnt.

Vor allem bei unter 35-Jährigen beliebt

"Buzzfeed"-Nutzer sind nach Angaben des Portals zu 80 Prozent unter 35 und nutzen Medien zu 80 Prozent mobil. Bei den etablierten amerikanischen Medien habe es die Einstellung gegeben, die Generation der zwischen 1981 und 2000 geborenen Millennials interessiere sich nur für Quatsch, sagte Smith. "Aber Millennials sind inzwischen auch Kongressabgeordnete, Ärzte und Rechtsanwälte, Lehrer. Sie interessieren sich für Kunst und Kultur oder auch für Bürgerrechte."

"Buzzfeed"-Chefredakteur: "Wir sehen uns nicht als Anti-Trump-Medium"

Buzzfeed-Gründer Peretti (l.) und Chefredakteur Smith (r.)

"Buzzfeed" hat Smith zufolge in den USA und Großbritannien auch davon profitiert, dass Teile der Medien dort einfach journalistisch schlecht seien. "In Deutschland gibt es so etwas wie Fox News nicht, hier gibt es auch keine 'Daily Mail'". Schlechter Journalismus sei Teil der amerikanischen und britischen Öffentlichkeit. "Unseren Nutzern liegt daran, dass das korrigiert wird", so der Chefredakteur.

"Post-Millennials" als nächste Zielgruppe

Smith guckt längst in die Zukunft: "Wir verwenden viel Zeit darauf, über die Post-Millennial-Generation nachzudenken", sagte der "Buzzfeed"-Chefredakteur. "Wir sind zum Beispiel bereits auf YouTube, wo diese Generation anzutreffen ist." Das Medienunternehmen macht inzwischen auch in Bewegtbild. "Wir werden noch in diesem Sommer eine Netflix-Sendung starten, die 'Follow this' heißen wird und ein globales Publikum erreichen soll."

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