Brexit-Gespräche offiziell gestartet

Michel Barnier und David Davis (li)
Laut einer aktuellen Studie sollte sich Großbritannien den Zugang zu Arbeitnehmern aus der EU sichern.

Die Verhandlungen über den britischen EU-Austritt haben in Brüssel offiziell begonnen. Der erste Termin startete verhalten freundlich. Es geht vor allem um technische Details und den Verlauf der weiteren Gespräche. "Es gibt mehr, das uns eint, als uns trennt", sagte der britische Brexit-Verhandler David Davis beim Eintreffen im Kommissionsgebäude. EU-Chefverhandler Michel Barnier erklärte, er hoffe auf die Ausarbeitung eines Zeitplans und eine Prioritätensetzung.

Und er hoffe auf einen konstruktiven Start der Verhandlungen. Davis richtete den Blick bereits auf die künftigen Beziehungen zwischen London und Brüssel. Es sollte eine nächste Phase der Gespräche beginnen, um eine "neue, tiefe und spezielle Partnerschaft mit der EU aufzubauen". Er werde alles in den Verhandlungen tun, um im Interesse der Sicherheit der Bürger zu handeln. Die Gespräche sollten deshalb in einem "positiven und konstruktiven Ton" starten.

Barnier will bis Jahresende über drei Bereiche verhandeln: die Rechte von gut drei Millionen EU-Bürgern in Großbritannien, den Status der Grenze zwischen Nordirland und Irland sowie die finanziellen Forderungen der EU an Großbritannien. Abschließen will Barnier die komplexen Gespräche bis Oktober 2018, damit eine Austrittsvereinbarung noch rechtzeitig vor dem EU-Austritt Großbritanniens Ende März 2019 ratifiziert werden kann. Im zweiten Halbjahr 2018 hat Österreich die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Experten: Für britische Firmen könnte Personal knapp werden

Großbritannien sollte sich einer Studie zufolge bei einem Brexit auch den Zugang zu Arbeitnehmern aus der EU sichern. Sollte dies nicht gelingen, könnte dies die britische Wirtschaft bremsen, wie aus einer am Montag veröffentlichten Analyse von zwei Denkfabriken hervorgeht.

Wenn die Freizügigkeit der Arbeitnehmer wegfalle und es keinen Plan für einen Ersatz geben, könnte niedrig- und hochqualifiziertes Personal knapp werden, betonten das Nationale Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) und das auf Personalentwicklung spezialisierte CIPD-Institut.

"Wenn die Regierung kein nutzerfreundliches, flexibles und bezahlbares Einwanderungssystem für EU-Bürger nach dem Brexit anbietet, ... dürfte eine bedeutende Zahl von Arbeitgebern gezwungen sein, ihren Firmensitz zu verlagern oder sich auf künftiges Wachstum außerhalb Großbritanniens zu fokussieren", sagte CIPD-Arbeitsmarktexperte Gerwyn Davies.

Johnson rechnet mit "erfreulichem" Ausgang der Gespräche

Der britische Außenminister Boris Johnson rechnet mit einem "erfreulichen" Ausgang der Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens. "Ich denke, dass dieser gesamte Prozess zu einer erfreulichen Lösung führen wird", sagte Johnson am Montag vor Beginn der Brexit-Verhandlungen auf dem Weg zu einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Luxemburg. Beide Seiten könnten vom Brexit profitieren.

Johnson sagte, bei den Verhandlungen müsse es neben dem Austrittsabkommen und finanziellen Fragen vor allem um die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU gehen. "Wir müssen über die tiefe und bedeutungsvolle Partnerschaft mit Europa nachdenken", sagte Johnson. Er hatte vor dem Referendum der Briten vehement für den Brexit geworben.

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