Brexit: Theresa May tritt am 7. Juni zurück

Tief bewegt: Theresa May
Nach dem Scheitern ihres Brexit-Deals zieht Theresa May unter Tränen einen Schlussstrich. Wer folgt ihr als Premier nach?

Am 7. Juni werde sie ihr Amt als Vorsitzende der konservativen Tories zur Verfügung stellen, sagte die britische Premierministerin Freitagvormittag tief bewegt in London. Sie bleibe aber geschäftsführende Premierministerin, bis die Partei einen Nachfolger an die Tory-Spitze gewählt habe. Das könnte mehrere Wochen dauern.

"Ich werde in Kürze den Job aufgeben, der die größte Ehre meines bisherigen Lebens war", sagte Theresa May. Sie habe "ihr Bestes getan", um das Ergebnis des Brexit-Referendums von 2016 umzusetzen, erklärte die 62-Jährige.

May bedauerte, dass sie den Austritt des Landes aus der EU nicht habe vollziehen können. Ein neuer Premier sei das Beste für das Land. Am Ende der Rede kamen ihr die Tränen.

Drohung mit Misstrauensvotum

Vor ihrer Rücktrittserklärung hatte sich May mit dem Vorsitzenden des Tory-Parteikomitees 1922, Graham Brady, getroffen. Der Ausschuss ist so einflussreich, dass er über das politische Schicksal der Premierministerin mitentscheiden konnte.

Am Donnerstag hatte der Schatzmeister des Komitees, Geoffrey Clifton-Brown,  mit einem Misstrauensvotum gedroht, sollte May nicht ihren Rücktritt anbieten.

Ein gutes Dutzend Kandidaten

Als aussichtsreicher Anwärter auf Mays Nachfolge gilt Ex-Außenminister Boris Johnson, der für viele Briten das Gesicht der Brexit-Befürworter ist. Daneben werden aber auch ein gutes Dutzend andere Parteimitglieder als potenzielle Kandidaten gesehen, etwa der ehemalige Brexit-Minister Dominic Raab.

Mehrere der Kandidaten fordern Änderungen am Brexit-Vertrag, den May mit der EU ausgehandelt hat, der aber vom Parlament drei Mal ablehnt wurde. Die EU lehnt das bisher ab. Der derzeit geltende Brexit-Termin ist der 31. Oktober.

May hatte am Dienstag noch einmal versucht, ihre Kritiker umzustimmen. Sie stellte einen Gesetzesentwurf vor, der unter anderem engere Handelsbeziehungen zur EU nach dem Abschied aus der Staatengemeinschaft vorsieht sowie die Möglichkeit eines weiteren Referendums, diesmal über den Brexit-Vertrag und nicht wie im Juni 2016 über den Austritt an sich.

Damit wollte sie insbesondere die oppositionelle Labour Party für sich gewinnen, auf deren Stimmen sie im Parlament angesichts vieler Abweichler in den eigenen Reihen angewiesen ist. Doch sowohl Labour als auch viele Konservative senkten den Daumen.

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