USA

Brain-Drain im US-Außenministerium

Rex Tillerson, designierter US-Außenminister.
Das US-Außenministerium hat am Donnerstag fast seine gesamte Führungsetage verloren. Damit ist die internationale Schaltzentrale quasi handlungsunfähig.

Das Außenministerium ist mit das wichtigste Ressort der US-Regierung, nun ist es mit einem – laut Medienberichten gewollten – Brain-Drain konfrontiert. Am Donnerstag verließ fast die gesamte Führungsetage die Behörde. Was ist passiert?

Am Donnerstagvormittag stellte sich der neue Außenminister Rex Tillerson – Ex-Vorstandschef von ExxonMobile - bei den wichtigsten Beamten der Behörde vor. Nach dem Treffen legten vier davon ihre Ämter nieder. Unter ihnen Patrick Kennedy, ein Urgestein der Behörde und Staatssekretär für Management – die dritthöchste Position im State Department. Zusätzlich gingen – oder wurden gegangen, je nachdem, wem man glaubt – der Leiter der Auslandsmissionsabteilung und zwei Unterstaatssekretärinnen.

37 von 50 Chefposten unbesetzt

Es sind bei weitem nicht die einzigen Abgänge in der Behörde. Momentan sind 37 von 50 Chefposten unbesetzt – darunter auch die beiden Vizeminister. Teils sollen sie geflohen, teils der „großen Trump-Säuberung“ zum Opfer gefallen sein, schreibt Spiegel Online dazu. Auch mussten alle US-Botschafter im Ausland bereits am Tag von Trumps Antritt ihre Posten räumen. Ohne einer sonst üblichen Karenzzeit, damit die Rückkehr in die USA vorbereitet werden kann. Zahlreiche Außenstaatssekretäre kündigten in der vergangenen Woche ihre Jobs.

Bildlich gesprochen: Es gibt zwar einen Außenminister, der aber thront über einem leeren Büro. Damit ist das Außenministerium quasi handlungsunfähig, zumindest fliegt es blind. Und das, während US-Präsident Donald Trump bereits mit mehreren Ländern die Konfrontation sucht.

Normaler Personalwechsel?

Nach Präsidentschaftswahlen ist ein Personalwechsel zwar Usus, allerdings beschränkt sich dieser normalerweise auf politische Posten. Beamte bleiben. Nicht zuletzt, da sie eben über ein lang erarbeitetes Wissen verfügen. Wie eben Patrick Kennedy. Der 68-Jährige war seit 1973 bei der Behörde, diente seither allen Präsidenten – von Richard Nixon bis Barack Obama, egal ob von den Republikanern oder Demokraten. Seit 2007 war er Staatssekretär im State Department. "Pat wusste mehr über das Ministerium als sonst einer", zitiert Spiegel Online eine ungenannte Quelle. "Sein Weggang ist nicht wiedergutzumachen." Pikantes Detail am Rande: Kennedy leitete 2007 ein Ermittlungsteam gegen die US-Söldnerfirma Blackwater, deren Mitarbeiter im gleichen Jahr in Bagdad 17 Zivilisten erschossen hatten. Vier Söldner wurden teils wegen Mordes verurteilt. Der Gründer von Blackwater, Eric Prince, wurde später als CIA-Agent enttarnt. Und er ist der Bruder von Betsy DeVos – die von Trump als Bildungsministerin nominiert wurde.

Gefeuert oder gekündigt?

Ob die Beamten von selbst gekündigt haben oder gefeuert wurden, wissen wohl nur sie selbst und ihre Vorgesetzten. Der amtierende Sprecher des Ministeriums, Mark Toner, bestätigte die Rücktritte. Die jeweiligen Positionen müssen nun vom Präsidenten neu besetzt werden. „Alle Beamten verstehen, dass der Präsident sie jederzeit möglicherweise ersetzt.“

CNN zitierte einen Vertreter des Ministeriums mit den Worten, die Darstellung sei falsch, dass die vier von sich aus die Flucht vor Trump gesucht hätten. „Sie sind loyal zum Minister, zum Ministerium und zum Präsidenten. Es gibt hier keinen Versuch, den Präsidenten schlecht zu machen. Es ist das Weiße Haus, das die Dinge neu ordnet.“

Kommentare