Brain Drain des medizinischen Personals nach Westeuropa
Von Sara Mendoza Strauss
Mehr als genug Rettungswägen, aber viel zu wenig Personal: In Osteuropa macht sich der Ärztemangel drastisch bemerkbar. Immer mehr hoch qualifizierte Arbeitskräfte wandern ins Ausland aus - vor allem nach Mitteleuropa.
Einige betroffene Länder, darunter als jüngstes Beispiel Albanien, ergreifen nun Maßnahmen, um dem großen Problem entgegenzuwirken.
Albanien
Nach Abschluss ihres Studiums müssen Medizinstudenten künftig drei Jahre lang im Land arbeiten. Das hat das Parlament in Tirana in der Vorwoche beschlossen. Gegen diese Pläne gab es zuletzt im Sommer heftige Proteste. Wer dennoch ins Ausland gehen will, muss die vollen Studiengebühren nachzahlen. Zwei Drittel aller Mediziner verlassen das kleine Balkanland nach dem Studium.
Rumänien
In den ersten zehn Jahren nach dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 haben rund 25.000 Ärzte das Land verlassen, wobei Deutschland, Österreich und Skandinavien zu den wichtigsten Zielländern zählten.
Obwohl die Regierung in Bukarest in die Ausbildung dieser Mediziner investiert, findet ein Wohlstandstransfer von Ost nach West statt. Das investierte Geld fließt über die Arbeitskräfte nicht ins Land zurück, sondern in die Aufnahmeländer.
Bulgarien
Nach dem EU-Beitritt Bulgariens im Jahr 2007 wanderten mehr Menschen aus als ein. Im medizinischen Bereich machte sich dies stark bemerkbar. Besonders in ländlichen Gegenden ist der Ärztemangel bis heute spürbar. Der Begriff „Brain-Waste“ beschreibt eine Situation, die viele bulgarischen Ärzte im Ausland erleben: Überqualifizierte Fachkräfte nehmen unterfordernde Arbeitsplätze an, die besser bezahlt sind als höhere Positionen in der Heimat. Viel Potenzial und Kompetenzen gehen somit verloren.
Polen
Das osteuropäische Land erlebt derzeit ein „Brain-Gain“. Viele ausgewanderte Polen kehren aus unterschiedlichen Gründen in ihre Heimat zurück. Sei es aus Heimweh oder wegen der vermehrten Arbeitsmöglichkeiten. Dies ist vor allem im IT-Bereich der Fall. Im medizinischen Bereich hat sich jedoch nicht viel geändert.
Mittlerweile wirbt Polen selbst Ärzte aus den Nachbarländern an, um Engpässe zu kompensieren. Vor allem aus Weißrussland und der Ukraine. Allzu oft herrsche in polnischen Kliniken eine starke Hierarchie.
Griechenland
Seit der Finanzkrise 2008 sind rund 427.000 Griechen ausgewandert. Dies bedeutet für Hellas einen großen Verlust an Arbeitskräften- auch im medizinischen Bereich.
Mit dem Projekt „Rebrain Greece“ will die griechische Regierung die Auswanderer zurücklocken. Neben einer virtuellen Jobbörse wird Rückkehrern ein Monatsgehalt von mindestens 3.000 Euro versprochen. Betroffene sagen, diese Maßnahme komme viel zu spät. Viele Auswanderer hätten Griechenland wegen der Korruption und des vergifteten politischen Klimas verlassen. Subventionen würden daran nichts ändern.
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