Bosnien bestimmte ethnische Kroatin zur Regierungschefin
Das Balkanland Bosnien-Herzegowina wird nach Medienberichten künftig von einer ethnischen Kroatin regiert. Die Abgeordnetenkammer des Parlaments in Sarajevo bestimmte Borjana Kristo, eine Politikerin der kroatischen Nationalpartei HDZ, zur Ministerpräsidentin. Für Kristo stimmten 23 der 42 Abgeordneten, 15 gegen sie, wie führende bosnische Medien berichteten.
Kristo obliegt es nun, eine neue Regierung zu bilden. Die Kabinettsmitglieder müssen dann noch vom Parlament bestätigt werden. Bereits im Vorfeld hatten sich die HDZ, die serbisch-nationalistische SNSD sowie acht Parteien mit sozialdemokratischer, grüner oder zivilgesellschaftlicher Ausrichtung auf die Bildung einer Koalitionsregierung geeinigt. Die unter Bosniaken dominierende Nationalpartei SDA wird erstmals seit 2012 nicht mehr an der Regierung beteiligt sein. Das Parlament ging aus den Wahlen im Oktober hervor.
Kristo (61) war von 2007 bis 2011 bereits Präsidentin der bosnisch-kroatischen Föderation (FBiH), einem der beiden Landesteile Bosniens. In Bosnien leben Bosniaken, Serben und Kroaten sowie kleinere Minderheiten wie Juden und Roma. Von 1992 bis 1995 war das Land Opfer eines von Serbien gestarteten Krieges mit 100.000 Toten. Das Abkommen von Dayton (1995) schuf die Grundlagen für den heutigen bosnischen Staat, der aus der Föderation FBiH und der Serbischen Republik (RS) besteht. Die beiden Landesteile genießen eine beträchtliche Autonomie.
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