Biden vergaloppiert sich bei Schwarzen-Sager - und Trump macht sich lustig

Biden vergaloppiert sich bei Schwarzen-Sager - und Trump macht sich lustig
Der Demokrat hat einen verschwurbelten Satz über die Vielfalt unter Schwarzen und Latinos gesagt. Jetzt muss er sich dafür Häme seines Konkurrenten gefallen lassen.

Ein Satz, und schon sind alle in Aufruhr: Das, was normalerweise Donald Trumps absichtliches Rezept zur Reichenweitenmaximierung ist, ist seinem Konkurrenten Joe Biden jetzt eher unabsichtlich passiert. Er sagte jüngst in einem Interview, dass "die Latino-Gemeinschaft eine unglaublich vielfältige Gemeinschaft mit unglaublich vielfältigen Haltungen zu verschiedenen Dingen habe - "anders als die afroamerikanische Gemeinschaft - mit bedeutenden Ausnahmen."

Diese Einschränkung bringt ihm jetzt Häme ein. Wohlmeinende Kritiker warfen dem früheren Vizepräsidenten Barack Obamas daraufhin vor, Afroamerikanern eine fehlende Diversität zu unterstellen; Präsident Donald Trump nutzte das als Steilvorlage: Biden habe soeben die Wählerstimmen von Schwarzen verloren und sei ihrer "nicht mehr würdig", schrieb er via Twitter. "Diese Erklärung ist eine Katastrophe, von der er sich nicht erholen wird."

Bidens Entschuldigung

Biden versuchte seine Äußerungen noch am Donnerstagabend auf Twitter geradezurücken: "Ich wollte in keinster Weise andeuten, dass die afroamerikanische Gemeinschaft ein einheitlicher Block ist - weder bei Identität, noch bei Themen, überhaupt nicht." Vielmehr habe er in seiner langen politischen Karriere die Vielfalt der afroamerikanischen Gemeinschaft erlebt - und diese Vielfalt mache aus den USA ein besseres Land.

Der einstige Stellvertreter des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama genießt bei Afroamerikanern an sich großes Ansehen. Schwarze Wähler trugen maßgeblich dazu bei, dass der 77-Jährige sich bei den Vorwahlen seiner Demokratischen Partei durchsetzen konnte.

Grundsätzlich sind Afroamerikaner für die Demokraten eine äußerst wichtige Wählergruppe - auch bei der Präsidentschaftswahl im kommenden November. In Umfragen liegt Biden bei Afroamerikanern mit riesigem Vorsprung vor Trump.

Wie rassistisch ist Trump?

Der Amtsinhaber versucht deswegen, Wählerstimmen von Afroamerikanern für sich zu gewinnen. Regelmäßig sorgt der Rechtspopulist mit der Aussage für Stirnrunzeln, kein Präsident der US-Geschichte habe mehr für Afroamerikaner getan als er - mit der "möglichen" Ausnahme von Abraham Lincoln, der im 19. Jahrhundert die Sklaverei abgeschafft hatte.

Kritiker werfen Trump dagegen regelmäßig rassistische Äußerungen vor. In den vergangenen Wochen relativierte der Präsident wiederholt die Polizeigewalt gegen Schwarze im Land. Immer wieder zeigte er auch Sympathien für weiße Nationalisten.

Biden hat Trump deswegen offen als "Rassisten" bezeichnet. Beobachter warnen aber, der Demokrat dürfe sich der Stimmen schwarzer Wähler nicht zu sicher fühlen.

Nicht die erste Kontroverse um Biden

Biden hatte im Mai für Aufregung gesorgt, als er einem afroamerikanischen Radiomoderator sagte: "Wenn Sie ein Problem haben, sich zu entscheiden, ob Sie für mich oder Trump sind, dann sind Sie nicht schwarz." Dieser Satz und die Aussage vom Donnerstag zeigten erneut Bidens Anfälligkeit für kontroverse oder missverständliche Äußerungen und Versprecher.

Der Trump-Herausforderer will in der kommenden Woche seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft bekanntgeben. Der 77-Jährige hat sich bereits auf eine Frau festgelegt - und könnte auf eine Afroamerikanerin setzen. Beste Chancen werden der Senatorin Kamala Harris und der früheren Nationalen Sicherheitsberaterin Susan Rice eingeräumt.

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