Er, der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kommt und es bis ganz hinauf, besser gesagt bis fast ganz hinauf geschafft hat. Vom einfachen Makler zum Großbauunternehmer; er, der die privaten Sender in die Häuser der Italiener gebracht hat, er, der den AC Milan wieder zu Sieg und Ruhm verholfen hat, bevor er in die Politik einstieg.
Ein Selfmademan – so stellt er sich gerne dar, und so wird er auch in der soeben eröffnete Ausstellung im Mailänder Enterprise Hotel dargestellt, mit nur hie und da einen hinterfragenden Unterton. „Piano B – Il cavaliere del lavoro“ (Plan B, der Cavaliere der Arbeit), lautet der Titel der Ausstellung, oder besser gesagt des einstündigen Dokumentarfilms über Berlusconis Werdegang als Unternehmer, der 1994 in die Politik eingestiegen war.
Was seinen präsidialen Traum betrifft, versuchen die Mailänder Richter ihm diesen zu vermasseln. Konkret geht es noch immer um die Ruby-Affäre, deren Hauptakteurin eine junge, damals noch minderjährige Marokkanerin war, die an den Bunga-Bunga-Partys in Berlusconis Villa teilgenommen hat. Wobei es sich jetzt um einen Nebenprozess handelt, in dem Berlusconi beschuldigt wird, die Zeugen des Hauptprozesses bestochen zu haben. Immer wieder hat Berlusconi in den vergangenen Monaten, wenn eine Verhandlung bevorstand, dem Gericht gesundheitliche Atteste zukommen lassen, die seine Anwesenheit ausschlossen. Nicht selten kam es kurz vor diesen Terminen auch zu plötzlichen Spitalseinlieferungen.
Doch jetzt haben die Richter einen gesundheitlichen und psychiatrischen Befund gefordert, der Berlusconis Zustand belegen sollte. Immerhin habe man den Cavaliere diesen Sommer wohlauf auf seinem Gut in Sardinien gesehen, wo er auch mehrere Politiker empfangen habe.
Berlusconi reagierte entrüstet. Er werde sich „auf keinen Fall diesen Untersuchungen unterziehen“. Berlusconis Reaktion ist verständlich. Gleich was die Befunde ergeben hätten, sie hätten seinen Traum, das höchste Amt zu belegen, zunichtegemacht. Denn bei gutem Zustand wäre er als Lügner dagestanden, andersrum als labiler, hochbetagter Mann.
Noch negativer wären die Folgen aber für sein börsennotiertes Medienunternehmen Mediaset gewesen. Und das hätten ihm seine Kinder, die schon lange darauf drängen, dass er sich endlich zur Ruhe setzt, nicht verziehen.
Kommentare