Belarus: Mehr als 200 Regierungskritiker festgenommen

Belarus: Mehr als 200 Regierungskritiker festgenommen
Die Festgenommenen sollen in sozialen Netzwerken ihre Meinung geäußert und zu Protesten aufgerufen haben.

Der autoritäre Machtapparat in Belarus (Weißrussland) hat erneut mehr als 200 Menschen wegen angeblicher regierungskritischer Äußerungen festgenommen. Gegen sie werde wegen negativer Kommentare in sozialen Netzwerken nach einer Razzia des Geheimdienstes KGB ermittelt, sagte Innenminister Iwan Kubrakow am Donnerstag in der Stadt Brest der Staatsagentur Belta zufolge.

"Sie haben in Telegram-Kanälen alle möglichen bösen Dinge geschrieben in der Hoffnung, dass niemand sie unter ihren Nicknames findet." Dabei gehe es angeblich auch um Aufrufe zu Protesten, behauptete der Minister.

Auch Journalisten festgenommen

Hintergrund ist eine Durchsuchung des KGB bei einem IT-Spezialisten in der Hauptstadt Minsk vor mehr als einer Woche. Dabei hatte der Informatiker, der der Opposition zugerechnet wurde, einen Ermittler erschossen. Er selbst wurde ebenfalls getötet.

Unter den Festgenommenen ist ein Journalist des Ablegers der russischen Boulevardzeitung Komsomolskaja Prawda. Er hatte über den Fall berichtet. Die Zeitung hat als Konsequenz aus den Ermittlungen ihre Redaktion im Nachbarland Belarus geschlossen.

Die Menschenrechtsgruppe Viasna (Wesna) erkannte unter den Festgenommenen 73 als politische Gefangene an. Die Gesamtzahl der aus politischen Gründen inhaftierten Menschen sei damit auf mehr als 800 gestiegen.

In der früheren Sowjetrepublik war es nach der vor allem im Westen als gefälscht geltenden Präsidentenwahl vom August vergangenen Jahres zu Massenprotesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko gekommen. Seither geht er gegen Andersdenkende und unabhängige Medien vor.

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