Söder verzichtet: Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union
Dienstagmittag, kurz nach 12 Uhr tritt Markus Söder einen Schritt zurück. Er überlässt CDU-Chef Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, die Kanzlerkandidatur. Nicht ohne noch einmal auf seinen Marktwert hinzuweisen: so bedankte er sich ausdrücklich bei den Kreis- und Landesverbänden der CDU, Arbeitsgemeinschaften und den "mutigen" Bundestagsabgeordneten, die offen für ihn sprachen. Und überhaupt bei der Bevölkerung, wo Söder viel Zuspruch bekommen haben will. Sein Generalsekretär Markus Blume unterstreicht dies nach seiner Rede noch mit den Worten: "Markus Söder ist der Kanzlerkandidat der Herzen", Armin Lascht jener der Union.
Deutschland: Einigung auf Kanzlerkandidaten der UNION und der Grünen
31 zu neun Stimmen, sechs davon haben sich enthalten - so lautete die Bilanz, die Armin Laschet in der Nacht von Montag auf Dienstag vom CDU-Bundesvorstand erhielt. Es ist eine deutliche, aber nicht überwältigende Mehrheit für ihn, ein Pyrrhussieg. Für ihn ging es dabei nicht nur um die Kanzlerkandidatur, er musste um sein politisches Überleben kämpfen. Als CDU-Chef wäre er kaum zu halten, wenn er die Kandidatur nicht für sich entscheiden kann. So soll es ihm Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einem Telefonat mitgeteilt haben, wie die Bild-Zeitung berichtete.
Viel Last auf Laschet
Nun konnte er dieses Szenario zwar abwenden, geht aber nicht ohne Beulen aus dem Machtkampf. Die Dynamik der letzten achte Tage machte alte Probleme deutlich: Die CDU hat kein Führungspersonal, dem sie geschlossen die Merkel-Nachfolge zutraut. Wie will sie das ihren Wählern vermitteln? Dafür kommt vor allem, die von Söder oft zitierte Basis in Frage, also Arbeitsgemeinschaften, ehrenamtliche Mitglieder, Verbände, Abgeordnte. Sie müssen die Plakate für ihren Kanzlerkandidaten kleben.
Nach dem Gezerre der letzten Tage, den öffentlichen Statements, wonach viele aus der CDU in Armin Laschet keinen geeigneten Bewerber sehen, ist das schwer vorstellbar. Elisabeth Motschmann, CDU-Abgeordnete aus Bremen, rechnet mit einem schweren Wahlkampf für die Union, wie sie gegenüber der Bild-Zeitung einräumt: "Nun wird es die erste Aufgabe, die Anhänger von Markus Söder an der Basis zu befrieden."
Armin Laschet hat immerhin den Ruf als "Versöhner", er gilt als einer, der es immer wieder geschafft hat, verschiedenste Interessen zu vereinen, abzuwägen, auszugleichen. Ohne den guten Willen von CSU-Chef Markus Söder wird es diesmal aber schwierig.
Am Montag machte dieser klar, dass die Entscheidung bei der CDU liegt und Laschet seine "volle Unterstützung" bekommen werde, sollte sie für ihn ausgehen. Gestern sicherte er wieder seine Hilfe zu, aber wer Söder kennt, weiß, dass er das ´nicht so einfach auf sich sitzen lassen kann. Vor allem, wenn der Wahlkampf der Union nicht in die Gänge kommt. Um also gegenhalten zu können, müsste sich bald einmal die Stimmung pro Laschet drehen. Ansonsten werden aus Bayern noch einige Pfeile kommen, mit lieben Grüßen vom "Kanzlerkandidaten der Herzen".
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