Arafats Grab wird geöffnet

Arafats Grab wird geöffnet
Ermittler wollen eine Probe der Haut des Leichnams nehmen, um Arafats "mysteriöses Ableben" aufzuklären.

Im Zuge der Ermittlungen zum Tod des früheren Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat haben Ermittler mit der Öffnung von dessen Grabkammer begonnen. Palästinensische Mitarbeiter trügen derzeit Zement und Steine von der Ruhestätte in Ramallah im Westjordanland ab, damit eine Probe von der Haut des Leichnams genommen werden könne, hieß es am Dienstag aus dem Umfeld der Familie des im Jahr 2004 Verstorbenen. Die Arbeit an dem Grab werde mindestens 15 Tage dauern. An der Exhumierung sind demnach französische Untersuchungsrichter, Schweizer Experten und russische Ermittler beteiligt.

Der derzeitige Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas hatte sich am Sonntag für die Exhumierung seines Amtsvorgängers ausgesprochen, um sein "mysteriöses Ableben" aufzuklären. Arafats Witwe Suha hatte im Juli in Frankreich Anzeige gegen unbekannt wegen Ermordung ihres Manns erstattet. Ihr Mann war unter bis heute ungeklärten Umständen in einem Militärkrankenhaus bei Paris gestorben.

Anfang Juli hatten Schweizer Experten mitgeteilt, sie hätten an persönlichen Gegenständen Arafats eine erhebliche Konzentration des hochgiftigen Stoffs Polonium nachgewiesen (siehe Bildergalerie). Die Palästinenser verdächtigen Israel seit Jahren, Arafat ermordet zu haben, was Israel zurückweist.

Zwei Wochen Arbeit

Die Exhumierungsarbeiten sollen mindestens zwei Wochen dauern, sagte das Komiteemitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte. Die sterblichen Überreste Arafats liegen unter Tonnen von Beton in vier Metern Tiefe. Die dicke Betondecke war dafür vorgesehen, Schutz vor unbefugtem Zugriff zu bieten. Man wolle bei den Arbeiten sehr vorsichtig vorgehen und nur leichte Bohrmaschinen einsetzen, sagte das Komiteemitglied. Es solle nicht mit schweren Baumaschinen gearbeitet werden, um dauerhaften Schaden an der Grabstätte zu vermeiden.

Am 26. November sollen Experten aus der Schweiz, Frankreich und zusätzlich auf palästinensischen Wunsch auch aus Russland anreisen. Sie sollen Proben der Überreste Arafats entnehmen. Ein Institut in der Schweiz hatte im Juli erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Polonium-210 an persönlichen Gegenständen Arafats gefunden. Viele Palästinenser glauben an einen Giftmord durch Israel, das diesen Vorwurf jedoch bestreitet.

Der französische Strahlenmediziner Roland Masse sagte der Zeitung Times of Israel am Dienstag, es sei "absolut unmöglich", dass Arafat vergiftet worden sei. Symptome einer tödlichen Vergiftung mit Polonium-210 habe das Krankenhaus damals unmöglich übersehen können, es sei auf den Nachweis radioaktiver Werte spezialisiert und habe auch im Fall Arafat entsprechende Untersuchungen gemacht. Masse ist in dem Militärkrankenhaus Percy bei Paris tätig, in dem Arafat starb.

Die französische Justiz hatte im August Ermittlungen wegen Mordverdachts eingeleitet, nachdem Arafats Witwe Suha dort Anzeige gegen unbekannt erstattet hatte. Schweizer Experten haben eine rasche Untersuchung der Leiche gefordert, weil sonst mögliche radioaktive Spuren im Knochengewebe Arafats wegen ihres raschen Zerfalls nicht mehr nachweisbar wären. Die Analyse nehme bis zu vier Monate in Anspruch, hieß es.

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