Als Sie Ihr „Brown Eyes/Blue Eyes“-Experiment an Neunjährigen starteten, gab es sehr viel Kritik. Warum?
Wir lebten in einer rein weißen Kleinstadt mit neun christlichen Kirchen, wo alle sich für gut hielten, weil sie Christen waren. „Wir sind nicht rassistisch, bei uns gibt es keine Farbigen“, war die Überzeugung. Was allein schon Bildungsmangel zeigt. Und extrem rassistisch ist.
Hat sich also seit 60 Jahren nichts verändert?
Wir lernen nicht aus der Geschichte, und wenn wir es taten, dann haben wir es seit der vergangenen Präsidentschaftswahl vergessen. Trump verehrt Hitler. Wir wissen, dass er „Mein Kampf“ auf dem Nachttisch hat. Er baut eine Mauer an der Südgrenze des Landes, weil er, wie er sagt, „die braunen Leute raushalten will, weil sie sich zu schnell vermehren“. Etwas Rassistischeres gibt es nicht. Auch in den Schulen wird Rassismus gelehrt, denn jedes Buch hat einen weißen Mann als Helden. Es ist hoch an der Zeit, dass wir aufhören, Vokabular aus dem 16. Jahrhundert dazu zu gebrauchen, die Probleme des 21. zu lösen.
Wird die „Black-Lives-Matter“-Bewegung etwas ändern?
Ja, denn wir haben noch nie erlebt, dass so viele Weiße mit den Schwarzen Seite an Seite stehen. Vielleicht kapiert die Masse doch endlich, dass die Idee von verschiedenen Rassen eine der größten Lügen der Weltgeschichte ist.
Das Rassismus-Experiment
Jane Elliott, am 30. November 1933 in Riceville, Iowa, geboren, ist eine Lehrerin, die seit den 1960er-Jahren Antirassismus unterrichtet. 1968, nach der Ermordung von Martin Luther King, entwickelte sie das „Brown Eyes/Blue Eyes“-Experiment, mit dem sie bewies, dass Rassismus nicht angeboren, sondern erlernt ist.
Braunäugig vs. blauäugig
Elliot erklärte ihren Schülern, dass sie Diskriminierung nicht verstehen könnten, ohne sie an sich selbst zu erfahren, und teilte die Klasse in zwei Gruppen, die nicht miteinander spielen oder essen durften. Die Braunäugigen saßen in den vorderen Reihen und wurden bevorzugt aufgerufen. Sie log den Kindern vor, dass die Farbe ihrer Augen eine höhere Intelligenz bedeute. Nach wenigen Tagen wurden die Braunäugigen arrogant und behandelten die Blauäugigen extrem schlecht. Die Braunäugigen wurden im Unterricht immer besser, während die Blauäugigen schlechte Noten bekamen, sich zurückzogen und introvertiert wurden.
Nach einer Woche drehte Elliott den Versuch um. Und obwohl die Blauäugigen sich anfangs gegen die Braunäugigen auflehnten, war die Behandlung der „unteren Klasse“ viel weniger gemein.
Jane Elliott hält bis heute Workshops – an Universitäten, Schulen, aber auch in Unternehmen (so etwa IBM) oder Organisationen (zum Beispiel US-Post und FBI).
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