Dabei zeigt sich aber auch ein massiver Unterschied zwischen jüngeren Wählern, denen mehr der Klimawandel zu schaffen macht, und den Älteren. Wie die beiden Autoren der Studie, der Politologe Ivan Krastev und Mark Leonard, aufzeigen, gilt der Grundsatz: Je älter die Wähler, desto mehr Sorgen bereitet die illegale Migration. Und: Die Zuwanderungsdebatte spielt in den Ländern Europas oft ganz unterschiedliche Rollen.
Österreich ist anders
In Deutschland etwa spielt die Migration für die Wahlberechtigten laut ECFR-Studie die wichtigste Rolle. In Österreich hingegen bereitet sie den Wählern laut der jüngsten KURIER-OGM-Umfrage derzeit nur die zweitgrößte Sorge. Den heimischen Wählern macht vor allem die Inflation zu schaffen – 31 Prozent sehen die Teuerung als ihr größtes Problem, nur 20 Prozent gaben die Migration an. Wobei auch hier feststeht: Die illegale Zuwanderung spielt bei der ÖVP- und FPÖ-Wählerschaft die weitaus bedeutendere Rolle als bei Grün-, SPÖ- und Neos-Wählern.
Kulturelle Identität
Doch ob Migrationsskeptiker oder Klimaschützer unter den Wählern – beide Gruppen würden von einer "Angst vor dem Aussterben angetrieben", schreiben die Studienautoren. Während die Klimaschützer das Aussterben von Menschen und anderem Leben fürchten, fürchten die Migrationsgegner das Verschwinden ihrer Nationen und ihrer kulturellen Identität."
Abgesehen von der Coronakrise zählen weiters auch noch die Nachbeben der Euro-Finanzkrise 2008, vor allem in den südeuropäischen Ländern, und der Ukraine-Krieg im Osten Europas heuer zu den wichtigsten Wahlthemen.
59,8 Prozent der Österreicher haben an der EU-Wahl 2019 teilgenommen. Ein hoher Anteil angesichts der Tatsache, dass Eurobarometer-Umfragen Österreich stets als eines der EU-skeptischsten Länder ausweisen. Martin Selmayr, EU-Botschafter in Österreich, weist dies allerdings zurück: "Österreich ist nicht besonders euroskeptisch", sagte er am Donnerstag in Wien. "Man grantelt gern ein bisschen drüber, was die EU macht, und manchmal ist da auch was dran. Das gehört zum Nationalcharakter dazu." Aber bei der Frage, ob Österreich Mitglied der EU bleiben solle, so Selmayr, "stimmen 66 Prozent zu".
Mitarbeit: Lukas Bergmann
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