Donbass: Russland intensiviert Angriffe auf Bachmut
Tag 151 im russischen Belagerungskrieg gegen die Ukraine:
Nur kurze Zeit nachdem sich die Ukraine und Russland auf ein Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine geeinigt hatten, folgte am Samstag wohl russische Raketenangriffe auf die ukrainische Hafenstadt Odessa. "Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört", sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij am Samstagabend in einer Videobotschaft. Der Angriff sein ein Akt "offensichtlicher russischer Barbarei". Russland gab am Sonntag zu, hinter dem Angriff zu stecken.
Man habe auf "militärische Infrastruktur" gezielt, teilte das russische Außenministerium am Sonntag mit. Moskau hatte türkischen Angaben zufolge zunächst erklärt, nicht mit dem Angriff zu tun zu haben.
Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte, bei dem Angriff seien "hochpräzise" Kalibr-Waffen eingesetzt worden. Dabei sei militärische Infrastruktur zerstört worden, konkret ein Kriegsschiff der Ukraine. Unerwähnt ließ Sacharowa, dass Russland sich in dem am Freitag in Istanbul unter türkischer und UNO-Vermittlung unterzeichneten Abkommen auch dazu verpflichtet hatte, den Hafen von Odessa und zwei weitere ukrainische Häfen nicht anzugreifen, um Getreideausfuhren zu ermöglichen.
"Wir werden gewinnen"
Bei einem Raketenangriff im Gebiet Kirowohrad wurden ukrainischen Angaben zufolge mindestens drei Menschen getötet und neun weitere verletzt. Neben den Raketenangriffen habe es zwar erneut schwere Gefechte im Donbass und im Gebiet Charkiw gegeben, so Selenskij. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege: ""Dieser Krieg hat die Ukraine nicht gebrochen und wird sie nicht brechen", teilte der Staatschef am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. "Wir werden nicht aufgeben. Wir werden schützen, was uns gehört. Wir werden gewinnen!"
Vor allem zeige sich das in der Region Cherson im Süden. "Die Streitkräfte der Ukraine bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts", sagte Selenskij.
Angriff auf Bachmut
Der ukrainische Generalstab berichtete am Sonntag von neuen Angriffen von russischer Seite mit Schwerpunkt in den Gebieten Donezk und Charkiw. Teils seien die Eindringlinge zurückgedrängt worden, hieß es. Laut dem britischen Geheimdienst konnten die Invasoren im Bereich Bachmut "minimale Fortschritte" erzielen. Wie die ukrainische Agentur Ukrinform weiter berichtete, wurden am Sonntag drei russische Kalibr-Raketen in der Region Chmelnytzkyj abgefangen.
Laut ukrainischer Armee wurden in den fünf Monaten seit Kriegsbeginn insgesamt 39.520 russische Soldaten getötet. Zudem seien 1.722 russische Panzer, 3.942 gepanzerte Kampffahrzeuge, 869 Artilleriesysteme, 255 Flugabwehrraketensysteme, 113 Luftverteidigungseinheiten, 221 Kampfflugzeuge, 188 Hubschrauber und 15 Kriegsschiffe zerstört worden, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform mitteilte. Von unabhängiger Seite ließen sich diese Zahlen zunächst nicht bestätigen.
US-Kritik an Russland
Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die drei beteiligten Häfen dürfen demnach nicht angegriffen werden. Es geht dabei unter anderem um die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide. Die unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnete Einigung sieht vor, die Exporte von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwachen zu lassen.
Die US-Regierung machte Russland für den Beschuss von Odessa verantwortlich und verurteilte den Angriff auf das Schärfste. Nur einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer habe Russland seine Verpflichtungen gebrochen, teilte US-Außenminister Antony Blinken am Samstag mit. "Dieser Angriff lässt ernste Zweifel an der Glaubwürdigkeit des russischen Engagements für die gestrige Vereinbarung aufkommen."
Weitere Unterstützung zugesagt
Eine hochrangige Delegation des US-Kongresses versprach bei einem Treffen mit Selenskij am Samstag zudem, sich um eine weitere Unterstützung im Krieg gegen Russland zu bemühen. "Wir werden weiterhin nach Möglichkeiten suchen, Präsident Selenskij und das ukrainische Volk bei ihrem mutigen Widerstand so wirksam wie möglich zu unterstützen", hieß es in einer Erklärung. Die Delegation, zu der auch der Vorsitzende des Ausschusses für Streitkräfte des Repräsentantenhauses, Adam Smith, gehört, ist die jüngste in einer Reihe von hochrangigen amerikanischen Besuchern in der Ukraine.
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