Am Sonntag muss Macron um seine absolute Parlaments-Mehrheit bangen

Am Sonntag muss Macron um seine absolute Parlaments-Mehrheit bangen
Zweite Runde der französischen Parlamentswahlen: Linkes Parteienbündnis kam dem Präsidenten nahe.

Aus Paris, Simone Weiler

Frankreich ist bekannt als Land, dessen Verfassung dem Präsidenten viel Macht einräumt. Er ist Chef der Armee, bestimmt die großen Linien der Außen- und der Innenpolitik. Letzteres gilt allerdings nur, wenn seine Partei in der Nationalversammlung über die absolute Mehrheit von mindestens 289 der 577 Sitze verfügt.

Vor fünf Jahren gelang dies Präsident Emmanuel Macrons Partei La République en marche (LREM) quasi aus dem Stand, doch eine Wiederholung des Erfolgs ist ungewiss. Bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen an diesem Sonntag dürfte LREM zwar klar die Mehrheit erringen, aber nicht unbedingt die absolute.

Wird diese verfehlt, wäre Macron bei jedem einzelnen Gesetz auf Stimmen der Opposition angewiesen – insbesondere der konservativen Republikaner, die auch den Senat als zweite Parlamentskammer dominieren.

Beim ersten Wahlgang am Sonntag gelang der hinter Macron stehenden Bewegung „Ensemble!“ („Gemeinsam!“), zu der sich LREM mit anderen Mitte-rechts-Parteien zusammenschloss, nur ein hauchdünner Vorsprung vor dem linken Bündnis Nupes („neue soziale und ökologische Volks-Union“).

Ihm gehören die Linkspartei La France Insoumise („Das unbeugsame Frankreich“), die Sozialisten, Kommunisten und Grünen an. Demoskopen zufolge dürfte die rot-grüne Allianz zwischen 150 und 190 Wahlkreise erobern – also weniger als die 289 notwendigen Sitze, um den Regierungschef zu stellen.

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