Horror in Aleppo: Sein Name ist Omran

Omran Daqneesh wurde aus einem Haus gerettet.
Ein Bild eines fünfjährigen Jungen zeigt den täglichen Horror in der syrischen Stadt Aleppo.

Sein T-Shirt, seine Hose, die Schuhe, seine dunklen Haare, die Haut – alles ist komplett verstaubt, die linke Gesichtshälfte blutrot. Ein kleiner Junge sitzt im Krankenwagen, starrt ins Leere. Mit der linken Hand fasst er sich an den Kopf, bemerkt, dass Blut an seiner Hand hängen bleibt. Er weint nicht, ist ganz still. Sein Blick wandert durch den Krankenwagen, das Blut wischt er in den orangefarbenen Sitz. Sekunden später tragen Helfer ein weiteres Kind in den Wagen.

Das Aleppo Media Center (AMC) hat ein Video dieses Vorfalls, das demnach am Mittwoch in einem von Rebellen besetzten Gebiet der syrischen Metropole Aleppo aufgenommen wurde, veröffentlicht. In den Sozialen Medien wurde es bereits Tausende Male geteilt. Ein Bild das berührt, sich in das soziale Gedächtnis einbrennt, wie damals jenes von Aylan Kurdi, der dreijährige Junge, der an der türkischen Küste tot aufgefunden wurde.

Der Junge im Krankenwagen heißt Omran D. und ist fünf Jahre alt, berichtet der britische Telegraph. Er sei in dem Viertel Qaterji verletzt worden, gemeinsam mit drei anderen Kindern und drei Erwachsenen, schreibt der Telegraph-Korrespondent Raf Sanchez und beruft sich dabei auf Angaben von Ärzten. "Das ist jeder Tag, jede Stunde in Aleppo."

Omran wurde von den sogenannten "Weißen Helmen" aus einem Haus gerettet, das kurz zuvor von einem Luftangriff getroffen wurde. Gegenüber dem australischen Sender ABC sagen die Ärzte, dass sie nicht wissen, was mit seinen Eltern passiert ist. Der Fünfjährige sei von vier jungen Männer in das M10 Krankenhaus gebracht worden. Jenes Spital, das selbst schon von Luftangriffen erschüttert wurde. Zwölf Kinder unter 15 Jahren seien nach Angaben des Krankenhauses an diesem Mittwoch behandelt worden.

Heftige Kämpfe in Aleppo

Mehr als 400.000 Menschen sind seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 getötet worden, fast zwölf Millionen befinden sich auf der Flucht. Seit Wochen erlebt Aleppo die schwersten Kämpfe der vergangenen Monate mit Dutzenden Toten auf beiden Seiten. Das syrische Regime zog mit Hilfe russischer Bombardements einen Belagerungsring um die Stadt.

Der östliche Teil wurde über Tage komplett abgeriegelt, die gesamte Stadt, auch der von der Regierung kontrollierte Westteil, sind seit rund einer Woche von der Trinkwasserversorgung abgeschlossen. Betroffen sind davon rund zwei Millionen Menschen.


Anmerkung: In einer früheren Version wurde der Nachname des Fünfjährigen ausgeschrieben. Mittlerweile ist Omran zurück bei seinen Eltern.

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