Aktivisten geben EU und Frontex die Schuld an 130 ertrunkenen Migranten

130 migrants feared dead in shipwreck off Libya
Die EU-Behörden sollen laut "Sea Watch" von dem Boot in Seenot gewusst haben, "verweigerten aber die Rettung".

Die Seenotrettungs-NGO Sea Watch macht die EU und die EU-Grenzschutzbehörde Frontex für das neue Bootsunglück im Mittelmeer verantwortlich, bei der rund 130 Menschen ertrunken sein sollen. "EU-Behörden und Frontex wussten von dem Boot, verweigerten aber Rettung", twitterte die Hilfsorganisation. Am Ort des Unglücks seien nur noch zehn Leichen entdeckt worden.

"Unsere Crew auf dem Rettungsschiff Sea-Watch 4 legte eine Schweigeminute ein, um der Opfer dieses schrecklichen Vorfalls zu gedenken", betonte die Hilfsorganisation.

Am Freitag ist die Hilfsorganisation Sea-Watch zu einer neuen Rettungsmission ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Die Crew der "Sea-Watch 4" sei aus dem Hafen der spanischen Stadt Burriana ausgelaufen, teilte die in Berlin ansässige Organisation mit. Anfang März hatten italienische Behörden in Palermo das Schiff wieder freigegeben.

Es war dort mehr als fünf Monate wegen eines Rechtsstreits festgehalten worden. Die Organisation rechnet aufgrund der Wetterlage und der Entfernung mit einigen Tagen Anfahrtszeit, wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ein zweites Schiff, die "Sea-Watch 3", wird demnach weiter in der sizilianischen Stadt Augusta festgehalten. Die Behörden bemängelten unter anderem die Ausstattung des Schiffs in puncto Sicherheit. Sea-Watch nennt die Vorwürfe "haltlos".

350 Tote

Die Hilfsorganisation SOS Mediterranee hatte von dem Unglück Dutzender Bootsmigranten im Mittelmeer am Donnerstag berichtet. Das Rettungsschiff "Ocean Viking" sei nach stundenlanger Suche am Donnerstag an der Unglücksstelle nordöstlich von Tripolis eingetroffen, teilte die Organisation in der Nacht zu Freitag mit. An Bord des Schlauchbootes sollen demnach rund 130 Flüchtlinge gewesen sein.

In den vergangenen Tagen hatte SOS Mediterranee nach eigenen Angaben mehrere Notrufe zu in Seenot geratenen Booten erhalten, die jedoch mehrere Stunden entfernt lagen. Mehr als 350 Menschen sind in diesem Jahr nach UN-Angaben im zentralen Mittelmeer gestorben.

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