AfD-Spendenaffäre: Strohmänner eines Schweizer Unternehmers

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel.
In der Affäre um mysteriöse Parteispenden aus der Schweiz gibt es nun erstmals eine Spur zu einem möglichen Geldgeber.

Im Fall der verdeckten Parteispenden und Wahlkampfunterstützungen zugunsten der AfD führt eine Spur in das Umfeld der vermögenden deutsch-schweizerischen Familie Conle. Das ergaben Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR, WDR und dem Zürcher Tages-Anzeiger.

Gelder für Meuthen und Weidel

Der deutsch-schweizerische Immobilienunternehmer Henning Conle Senior hat Berichten zufolge möglicherweise dem Vorsitzenden der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland, Jörg Meuthen, verdeckte Wahlkampfunterstützung zukommen lassen.

Ausgangspunkt entsprechender Indizien sei eine vertrauliche Liste mit angeblichen Gönnern, die Meuthen 2016 im baden-württembergischen Landtagswahlkampf mit einer rund 90.000 Euro teuren Werbekampagne unterstützt haben sollen, berichteten das ARD-Magazin Report Mainz und das Nachrichtenmagazin Spiegel am Freitag. Mindestens zwei dieser vermeintlichen Gönner hätten direkte oder indirekte Verbindungen zu der Unternehmerfamilie Conle, hieß es.

Auch gegen Alice Weidel und andere Mitglieder des AfD-Kreisverbands am Bodensee wird wegen Spenden in einer Gesamthöhe von 132.000 Euro ermittelt, die 2017 von der Firma PWS Pharmawholesale überwiesen worden waren. Die AfD zahlte das Geld zurück. Später leitete sie dem Deutschen Bundestag eine Liste angeblicher Spender weiter, an der es inzwischen aber Zweifel gibt. Die Staatsanwaltschaft Konstanz ermittelt, denn deutsche Parteien dürfen keine Spenden von Gönnern annehmen, die keine EU-Bürger sind.

Häflinger und der anonyme Geldgeber

Conle Senior lebt in Zürich und ist gut bekannt mit Kurt Häflinger, dem die Firma PWS Pharmawholesale gehört, die an Weidel und die AfD überwiesen hatte. Als die horrende Summe der Spende im letzten Jahr publik wurde, ließ PWS-Chef Häflinger von einem Anwalt erklären, dass das Geld gar nicht von ihm stammen würde, sondern von einem betuchten Zürcher Bekannten, der anonym bleiben wollte. Deswegen soll dieser Häflinger gebeten haben, das Geld über seine Firma nach Deutschland an die AfD zu überweisen.

Überraschende Kehrtwende Häflingers

Doch dann rückte er von der Geschichte eines einzelnen anonymen Spenders ab: Die AfD bat die Schweizer Firma PWS darum, der Bundestagsverwaltung zu erzählen, woher das Geld tatsächlich gekommen sei. Prompt wurde eine Liste mit Namen verschiedener Spender genannt. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um in Deutschland sowie im EU-Ausland lebende Deutsche.

Doch nun räumte der Anwalt Häflingers überraschend ein, dass man mit der Liste einen Fehler gemacht habe: Die genannten Namen seien gar nicht die Spender gewesen, tatsächlich handle es sich, wie zuerst behauptet, um eine Einzelperson. Er hält also wieder an der ursprünglichen Version seiner Aussagen fest.

Strohmänner

SZ, NDR, WDR und Tages-Anzeiger bekamen die Chance, diese vertrauliche Spenderliste einzusehen. Auffällig war dabei, dass der Großteil der vermeintlichen Geldgeber zur gleichen, im deutschen Hunsrück lebenden Familie gehört. Auf Nachfrage gaben die Hunsrücker zu, Strohmänner zu sein.

Ferner stand auf der Liste auch ein Mann mit einer Adresse im belgischen Antwerpen, der für die Immobiliengesellschaft Conimmo tätig ist - die laut Handelsregister von Henning Conle und seinem Sohn Henning Conle Junior innegehabt wird.

Bekannt mit den Conles

Gegenüber Report Mainz stritt der Mitarbeiter in Antwerpen am Mittwoch ab, Geld für den AfD-Wahlkampf gespendet zu haben. Allerdings habe er mal einen Anruf aus der Schweiz erhalten, bei dem gebeten worden sei seinen Namen für einen ihm unbekannten Zweck zur Verfügung zu stellen. Wer der Anrufer gewesen sei, wollte er nicht bekanntgeben.

Ein anderer Name der Liste gehört, Spiegel-Recherchen zufolge, zu einem Züricher Unternehmer, der dort ein Geschäft betreibt. Auch er bestreitet, jemals Wahlkampfgelder an die rechtspopulistische Partei gespendet zu haben. Demzufolge könne er sich nicht erklären, warum sein Name auf dieser Liste stehe. Allerdings sei er mit Conle Junior bekannt.

Die Familie Conle gilt als überaus verschwiegen. Sie soll in der Nachkriegszeit zunächst mit dem Bau von Sozialwohnungen und und öffentlichen Einrichtungen zu ihrem Vermögen gekommen sein, später unter anderem wohl auch mit der Fluggesellschaft LTU. Das Schweizer Magazin Bilanz schätzte die Familie im Jahr 2017 auf ein Kampfgewicht von 1,35 Milliarden Schweizer Franken.

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