Höchstgericht hob Todesstrafe gegen Ex-Präsident Mursi auf

Höchstgericht hob Todesstrafe gegen Ex-Präsident Mursi auf
Bei ihrer Verhandlung ordneten die Höchstrichter eine Neuaustragung des Prozesses an.

Der Prozess gegen den ägyptischen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi wegen eines Gefängnisausbruchs wird neu aufgerollt. Das entschied das höchste Berufungsgericht des Landes am Dienstag in Kairo. Es nahm damit die in einer früheren Instanz verhängte Todesstrafe gegen den Islamisten zurück.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 65-jährigen Islamisten vor, er habe Anfang 2011 gemeinsam mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah eine Flucht aus dem Gefängnis organisiert.

Demokratisches Oberhaupt Ägyptens

Mursi hatte als Kandidat der islamistischen Muslimbruderschaft die Präsidentenwahl im Juni 2012 gewonnen und wurde damit das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt des Landes. Bereits Anfang Juli 2013 wurde er nach Massenprotesten gegen seine autoritäre Herrschaft vom Militär gestürzt. Die Armeeführung ließ Demonstrationen der Islamisten blutig niederschlagen. Die Bruderschaft wurde später verboten und zur Terrororganisation erklärt.

Mursi sitzt seit seinem Sturz in Haft. Trotz heftiger internationaler Kritik hatte ein Gericht Mursi vor eineinhalb Jahren in einer früheren Instanz zum Tode verurteilt.

Der Islamist ist seit seinem Sturz 2013 ein Dauergast auf ägyptischen Anklagebanken. Die Liste der Anschuldigungen ist lang: Mursi bekam unter anderem wegen Geheimnisverrats, Anstiftung zur Gewalt und Spionage langjährige Haftstrafen. Es wurde allerdings noch kein Urteil in letzter Instanz entschieden.

Die Zahl der Todesurteile in Ägypten hatte in den vergangenen Jahren unter der Herrschaft des autoritären Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi stark zugenommen. Es werden jedoch nur vergleichsweise wenige der Urteile vollstreckt.

Als Politiker und Präsident versprühte der heute 65 Jahre alte Mohammed Mursi wenig Charisma. Seit seinem Sturz durch das Militär im Juli 2013 umweht den Islamisten zumindest in den Augen seiner verbliebenen Anhänger die Aura eines gnadenlos verfolgten Märtyrers.

Mursi gilt als eher bodenständig. Er gehörte dem konservativen Flügel der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft an. Zum ersten freigewählten Präsidenten in der Geschichte Ägyptens wurde er eher zufällig. Seine Organisation schickte ihn 2012 erst in letzter Minute als Ersatzmann ins Rennen, weil die Wahlkommission den Spitzenkandidaten Chairat al-Shater von der Wahl ausgeschlossen hatte. Die Ägypter verpassten Mursi daraufhin den Spitznamen "Ersatzreifen".

Die Wahl im Juni 2012 gewann er nur knapp. Als erster Mann im Staat blieb Mursi weiter der rigiden islamistischen Agenda der Bruderschaft verhaftet. Dabei hatten ihn viele Ägypter nur gewählt, weil sein Gegenkandidat in der Stichwahl ein Mann des alten Regimes war. Diesen Wählern entfremdete er sich zunehmend. Für das Militär war es deshalb ein Leichtes, den Präsidenten nach Massenprotesten zu entmachten.

Mursi wurde 1951 in einem Dorf der Provinz Sharkija als Sohn eines Bauern geboren. Einen Teil seiner akademischen Laufbahn absolvierte er in den USA.

Kommentare