"Brüsseler Geschwätz" beim Dinner heizt Brexit-Rosenkrieg an

kein gemütliches Abendessen: May und Juncker

Hohe Welle.Nicht einmal der Chefkoch der britischen Premierministerin Theresa Mays dürfte nach diesem Abendessen glücklich gewesen sein. "Das war ein sehr konstruktives Treffen, und dabei rede ich nicht über die Qualität des Essens", witzelte EU-Kommissionspräsident Jean-Claud Juncker zwei Tage nach dem Dinner in der Downings Street Nr.10. Je mehr Zeit seit dem mittlerweile fast eine Woche zurückliegenden Abendessen zwischen EU-Spitzen und dem allerengsten britischen Regierungskreis vergeht, umso höhere Wellen schlägt es.

So angespannt scheint die Stimmung zwischen den künftigen Scheidungsgegnern EU und Großbritannien gewesen zu sein, dass Juncker nach dem Dinner gesagt haben soll: "Ich verlasse Downing Street zehn Mal skeptischer als beim Reingehen." Das zumindest will die Frankfurter Allgemeine in Erfahrung gebracht haben. So detailliert ist die Schilderung des wenig amüsant verlaufenen Abendessens, dass die Vermutung naheliegt: Jemand, der dabei war, hat geplaudert.

Alles "Brüsseler Geschwätz", wies Theresa May die Berichte zurück. Und auch ein Sprecher der EU-Kommission betonte "konstruktive Gespräche", zitierte aber Juncker mit dem Fazit: "Ich habe manchmal den Eindruck, dass unsere Freunde die technischen Schwierigkeiten der Verhandlungen unterschätzen."

Konträre Positionen

Zu dieser Erkenntnis bedarf es keines geheimen Abendessens. Der Rosenkrieg im Scheidungsverfahren Großbritannien gegen EU beginnt – auch in aller Öffentlichkeit macht Premierministerin May klar, wo sie die Dinge grundsätzlich anders als Brüssel sieht: Keine britischen Milliarden beim EU-Ausstieg, Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zur EU sollen gleich aufgenommen werden, und die Klärung der Rechtslage für drei Millionen EU-Bürger auf der Insel sowie einer Million Briten in der EU – das habe man bis Ende Juni erledigt.

Nach dem Dinner soll Juncker die deutsche Kanzlerin Angela Merkel angerufen und informiert haben. Diese warnte daraufhin wenige Stunden später im Bundestag vor "Illusionen" in Großbritannien. Wie die 27 EU-Mitgliedsstaaten vorgehen wollen, wird heute, Mittwoch, EU-Chefverhandler Michael Barnier darlegen. Erste konkrete Gespräche aber wird es erst Ende Juni, nach den britischen Wahlen, geben.

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