86-Jährige Aktivistin in China unter Hausarrest gestellt
So wurde etwa die bekannte Menschenrechtlerin Chow Hang-tung gemeinsam mit sechs weiteren Aktivisten, darunter ihre 65-jährige Mutter, bereits vergangene Woche in Hongkong verhaftet. Die Polizei sprach anschließend von "aufrührerischem Verhalten" der Gruppe im Hinblick auf ein "nahendes, sensibles Datum". Chow hatte in vergangenen Jahren regelmäßig Gedenkveranstaltungen am Tag des Massakers organisiert und saß bereits mehrfach im Gefängnis.
In China gab die Aktivistengruppe "Tian'anmen-Mütter", gegründet von Angehörigen der Opfer des Massakers, bekannt, dass eine ihrer Gründerinnen, die 86-jährige Zhang Xianling, unter Beobachtung gestellt wurde. Seit dem Wochenende würden Polizisten Tag und Nacht ihr Haus in der Provinz Guizhou bewachen. Etliche andere Demokratieaktivisten seien landesweit unter Hausarrest gestellt oder frühmorgens verhaftet worden, so Human Rights Watch.
"Die chinesische Regierung versucht, die Erinnerung an das Tiananmen-Massaker auszulöschen", sagt Maya Wang, die stellvertretende China-Direktorin von Human Rights Watch. "Aber auch 35 Jahre später ist die Regierung nicht in der Lage gewesen, die Flammen der Erinnerung für diejenigen zu ersticken, die alles riskieren, um Respekt für Demokratie und Menschenrechte in China zu fördern."
Zensur reicht von "World of Warcraft" bis zu einer christlichen Zeitung
Das Ausmaß des Drucks, den Chinas Regierung auf die Öffentlichkeit ausübt, lässt sich auch anhand von vorauseilenden Maßnahmen beschreiben, die Online-Plattformen in diesen Tagen ergreifen, um sich selbst nicht strafbar zu machen: Etliche Schulen im Land deaktivierten die Möglichkeit für ihre Schüler, auf der hauseigenen Online-Plattform Kommentare zu hinterlassen. Selbst das weltberühmte Online-Videospiel "World of Warcraft" gab bekannt, aufgrund von "Wartungsarbeiten" von 3. bis 5. Juni den Betrieb einzustellen.
Eine besondere Form des Protests überlegte sich die christliche Hongkonger Wochenzeitung Christian Times: In ihrer jüngsten Ausgabe veröffentlichte sie hauptsächlich weiße Felder auf der Titelseite - und erklärte im Leitartikel, "auf die gegenwärtige Situation" nur "mit leeren Quadraten und weißem Raum" reagieren zu können.
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