22 Tote bei Selbstmordanschlag auf syrische Hochzeit

Verletzte werden versorgt.
Außerdem wurde die syrische Stadt Duma Ziel heftiger Luftangriffe.

Ein Selbstmordattentäter hat sich auf einer Hochzeit in Syrien in die Luft gesprengt und hat mindestens 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Der Attentäter zündete den Sprengstoff in einem Saal in der nordöstlichen Provinz Hassaka (Hasakeh), wie die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mitteilte. Zu dem Anschlag bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Braut und Bräutigam überlebten Anschlag

Der Bräutigam, ein gegen den IS kämpfender Rebellenkämpfer, und seine Frau überlebten den Anschlag offenbar. Der Attentäter habe seine Sprengstoffweste gezündet, als sich Braut und Bräutigam im Dorf Tall Tauil nördlich der Stadt Hassaka gerade das Jawort gaben, berichtete ein Augenzeuge, der bei dem Anschlag selbst verletzt wurde, der Nachrichtenagentur AFP. Die Explosion sei gewaltig gewesen. Auch Ärzte in Hassaka berichteten von mehr als 20 Toten und dutzenden Verletzten. Viele von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr.

Der Bräutigam gehört den Angaben zufolge den Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) an, einem Zusammenschluss aus kurdischen und arabischen Kämpfern. Die von den USA unterstützte Rebellenallianz bekämpft im Norden Syriens den IS.

Angaben schwer überprüfbar

Die Beobachtungsstelle und kurdische Behördenvertreter hatten zunächst angegeben, der Bräutigam sei bei dem Anschlag getötet worden. Ein Verwandter sagte aber später, Braut und Bräutigam hätten beide überlebt. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen.

Der IS erklärte, einer seiner Kämpfer habe sich in einer "großen Versammlung" kurdischer Kämpfer in der Nähe von Hassaka in die Luft gesprengt und 40 Menschen getötet. Dass es sich um eine Hochzeitsfeier handelte, wurde in der Erklärung nicht erwähnt.

Hassaka wird fast vollständig von kurdischen Rebellen kontrolliert und wurde schon mehrfach von Anschlägen des IS erschüttert.

Schwere Luftangriffe auf Duma

22 Tote bei Selbstmordanschlag auf syrische Hochzeit
A man runs near a burning car after an airstrike in the rebel held Douma neighbourhood of Damascus, Syria October 3, 2016. REUTERS/Bassam Khabieh TPX IMAGES OF THE DAY
Neben Aleppo ist außerdem auch die belagerte syrische Stadt Duma am Montag zum Ziel heftiger Luftangriffe geworden. Allein am Vormittag seien mindestens zehn Luftangriffe auf den Vorort der Hauptstadt Damaskus geflogen worden, berichtete ein Korrespondent der NachrichtenagenturAFP. Die Menschen flüchteten in ihre Häuser, Schulen und Geschäfte wurden geschlossen.

Die syrische Armee versucht seit fünf Monaten mit Hilfe verbündeter Milizen, die von Rebellen kontrollierte Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei rückte sie nach Angaben der oppositionsnahen "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" bis auf drei Kilometer an Duma heran. Duma liegt in der Region Ost-Ghuta im Nordosten von Damaskus und ist eine Hochburg der mächtigen Rebellengruppe Jaish al-Islam. Seit 2013 wird die Stadt von Regierungstruppen belagert. Im Juni hatte zum ersten Mal seit drei Jahren ein Konvoi mit Hilfsgütern die eingeschlossenen Menschen erreicht. Nach Angaben von Ärzten werden die Vorräte an Medikamenten aber bereits wieder knapp.

UNO will weiter nach politischer Lösung für Syrien suchen

Ungeachtet der Einstellung der Syrien-Gespräche zwischen den USA und Russland wollen die Vereinten Nationen weiter nach einer politischen Lösung für das Bürgerkriegsland suchen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura zeigte sich am Montagabend "sehr enttäuscht" über den von der Regierung in Washington erklärten Abbruch der Gespräche: "Dessen ungeachtet wird die UNO weiter mit aller Kraft auf eine politische Lösung drängen."

Kommentare