2017 ging es teilweise auch bergauf

Weltweit ging die extreme Armut zurück, nur Afrika hinkt hinterher
Das Gute im ablaufenden Jahr: Ein Blick auf die positiven Entwicklungen.

Frauenrechte gestärkt

Abseits der #MeToo-Debatte und deren Folgen haben sich die Rechte von Frauen in vielen Ländern verbessert – wenn auch ausgehend von zum Teil äußerst schlechten Bedingungen. In Nepal gibt es mittlerweile Strafen dafür, wenn man Frauen dazu zwingt, während der Menstruation das Haus zu verlassen und etwa unter lebensgefährlichen Bedingungen im Wald zu schlafen, was als „chaupadi“ bekannt ist und bis zuletzt immer noch praktiziert wurde. Saudi-Arabien will das Autofahrverbot für Frauen ab Juni 2018 aufheben. Auch andere arabische Länder entschlossen sich zu mehr zeitgemäßen Regelungen. Im Libanon und in Jordanien ist es nun etwa nicht mehr möglich, dass sich Vergewaltiger einem Prozess entziehen, indem sie das Opfer heiraten. In Jordanien werden Strafreduktionen für so genannte Ehrenmorde abgeschafft, und in Tunesien wurde die Gewalt gegen Frauen grundsätzlich strafbar gemacht.

Rebellen entwaffnet

Ein halbes Jahr nach dem historischen Friedensabkommen in Kolumbien hat die linksgerichtete Rebellengruppe FARC alle ihre registrierten 7132 Waffen den Vereinten Nationen übergeben. Präsident Juan Manuel Santos, der für seine Versöhnungspolitik bereits im Jahr 2016 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, sprach nach der Rebellen-Entwaffnung von einer „Veränderung der Geschichte“ Kolumbiens. FARC-Chef Mauricio Jaramillo erinnerte an den in seinen Augen wichtigen Kampf: „Die Waffen haben einstmals eine Funktion erfüllt. Aber heute treffen wir politische Entscheidungen und brauchen sie nicht mehr.“ Der Weg zum Frieden ist aber steinig. Zwar sind die FARC-Waffen eingeschmolzen, und die Mordrate ist auf einem Tiefststand, doch im Machtvakuum, das die Guerillas hinterlassen, lauern andere Banden. Immerhin stimmte im September die zweitgrößte Rebellengruppe des Landes (ELN) einem Waffenstillstand zu.

Wahlen abgehalten

Die ersten Parlamentswahlen unter einer neuen Verfassung in Nepal sind im November friedlich zu Ende gegangen, das Land macht große Schritte in Richtung Demokratie. 15,4 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Rund 6000 Kandidaten von mehr als 90 Parteien konkurrierten um 275 Sitze im Nationalparlament. Als Sieger ging ein linksgerichtetes Bündnis hervor. Eine Koalition aus Marxisten und Maoisten soll das Land in Zukunft führen. Bei den Wahlen ging es aber weniger um Ideologie, als aus den Parteinamen herauszulesen ist. Der Bevölkerung scheint es vor allem daran gelegen zu sein, die Führungsschicht neu aufzustellen. 2006 war in Nepal ein zehnjähriger Bürgerkrieg zwischen maoistischen Rebellen und der Regierung mit mehr als 16.000 Todesopfern zu Ende gegangen. Die hinduistische Monarchie des Landes wurde abgeschafft. Die neue Verfassung von 2015 zeichnet eine säkulare, föderale Republik.

Raucher informiert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) freut sich, dass der Nichtraucherschutz weltweit im vergangenen Jahr verstärkt werden konnte. Wie die Organisation berichtet, wurden 2017 rund 4,7 Milliarden Menschen (ca. 63 % der Weltbevölkerung) von Schutzmaßnahmen erreicht. Zehn Jahre früher, zu Beginn der Kampagne der WHO, wurden nur eine Milliarde Menschen erreicht (15% der Weltbevölkerung).

Die WHO geht davon aus, dass Maßnahmen wie Verbote, Warnungen, Einschränkungen und höhere Tabaksteuern Millionen Menschen vor dem frühzeitigen Tod bewahrt haben. Pro Jahr sterben rund fünf Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Rund ein Viertel aller Krebstodesfälle ist auf die Folgen von Zigarettenkonsum zurückzuführen.

Neue Schutzmaßnahmen gab es im Vorjahr in allen Regionen der Welt, in armen wie reichen Ländern. So verabschiedeten etwa Afghanistan, Kambodscha, El Salvador, Rumänien und Uganda neue Rauchverbote. Die Zahl jener Menschen, die wegen der Folgen des Rauchens in Krankenhäusern behandelt wird, ist zwar gestiegen. Doch immerhin hören jedes Jahr mehr Menschen mit dem Rauchen auf.

Extreme Armut verringert

Wer von weniger als 1,75 Euro pro Tag leben muss, ist laut Statistik von „extremer Armut“ betroffen. Die Zahl sank 2017. Laut World Data Lab, einem Institut in Wien, waren im Dezember 8,4 Prozent der Weltbevölkerung (rund 631 Mio. Menschen) betroffen, während es im Dezember des Vorjahres noch rund 9 Prozent waren (669 Mio.). Während in Asien die Armut um rund 77 Personen pro Minute sinkt, wächst sie in Afrika. Die „World Poverty Clock“ des Instituts zeigt, dass in afrikanischen Ländern pro Minute zwölf Personen arm „werden“. Die Gründe für den Anstieg in Afrika sind vor allem bewaffnete Konflikte sowie das Bevölkerungswachstum. Migration nach Europa findet übrigens nicht aus den ärmsten Ländern Afrikas statt, sondern aus jenen, denen es allmählich besser geht.

Auch im krisengeschüttelten Venezuela wächst die Armut. Mehr als 80 Prozent der Venezolaner gelten mittlerweile als arm, viele Lebensmittel gibt es derzeit gar nicht im Land zu kaufen, das Wenige, das vorhanden ist, können sich die meisten Bürger nicht leisten. Weltweit hatten im vergangenen Jahr rund 815 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Hunger ist weltweit das größte Gesundheitsrisiko.

Umweltschutz verbessert

Rund 40 Staaten haben (teilweise) Verbote von Plastiksackerln eingeführt. Die zumindest theoretisch strengste Regelung ist jene in Kenia: Die Produktion, der Verkauf und die Verwendung von Plastiksackerln sind dort illegal, die Strafen reichen bis zu vier Jahren Haft oder 40.000 Dollar Pönale. Neue Sackerl-Verbote gibt es in Ländern verschiedenster Regionen und Durchschnittseinkommen, etwa in Indien, China, Ruanda und Italien. Auch Tierschützer hatten im ablaufenden Jahr Grund zum Jubel. Etwa jene in Spanien. Drei weitere Gewässer im Mittelmeer um die Balearen wurden zu Meeresschutzgebieten erklärt. Das Mittelmeer zwischen dem spanischen Festland und den Baleareninseln war von der Regierung in Madrid vorgeschlagen worden, weil dort ein wichtiges Nahrungsgebiet für Finnwale und ein Wanderkorridor für viele andere Wal- und Delfinarten liegen. Es gelten dort nun bestimmte Einschränkungen für Fischer, aber auch die Suche nach möglichen Öl- und Gasvorkommen ist verboten. Überschattet werden die Errungenschaften in Sachen Umwelt allerdings vom Austritt der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen.

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