Der Fokus der Kämpfe liegt derzeit im Osten der Ukraine, im Donbass. Dort versuchen die Verbände von Kriegsherren Wladimir Putin die Bezirke Luhansk und Donezk vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. In ersterem Fall ist das fast schon zu 100 Prozent gelungen, nur in der Stadt Sjewjerodonezk leisten die ukrainischen Verteidiger erbitterten Widerstand. Fällt sie, werden die russischen Truppen wohl Donezk unter Dauerbeschuss nehmen. Und das Leid seine Fortsetzung finden. In der Folge - die bisherige Tragödie in Zahlen.
20 Prozent
des ukrainischen Territoriums haben Putins Soldaten schon erobert, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij anlässlich des 100. Tages der Invasion.
Bis zu 15.000 gefallene Russen
Von dieser Zahl geht der britische Geheimdienst aus, verlässliche Angaben gibt es aber nicht. Kiew spricht von 27.000 getöteten russischen Soldaten. Der russischsprachige Website "Mediazona" ist es nach eigenen Angaben gelungen, allein über öffentlich zugängliche Quellen den Tod von 2.009 russischen Soldaten bis zum 6. Mai zu bestätigen. Moskau selbst hat am 25. März insgesamt 1.351 gefallene Soldaten bestätigt, seither herrscht Schweigen. Zahlen über die Verluste der ukrainischen Armee gibt es kaum, die letzten stammen von Mitte April. Damals war von 3.000 Soldaten die Rede. Jüngst sprach Präsident Wolodimir Selenskij von 50 bis 100 Gefallen pro Tag.
4.149 tote Zivilisten
Stand 1. Juni wurden laut offiziellen Zahlen der UNO durch die Kriegshandlungen knapp 4.200 Zivilisten in der Ukraine getötet. In Wahrheit dürfte die Zahl weit höher sein. Vor allem in der wochenlang heftig umkämpften Stadt Mariupol.
Kriegsverbrechen: 15.000 Fälle
Ukrainische Behörden ermitteln in 15.000 Fällen, ob es zu Kriegsverbrechen gekommen ist. Im Kiewer Vorort Butscha wurden nach dem Abzug der russischen Truppen 400 Leichen entdeckt. Gut 80 Verdächtige sind in Gewahrsam. In einem Fall wurde ein 21-jähriger Russe zu lebenslanger Haft verurteilt.
15 Millionen Vertriebene
sind bereits zu verzeichnen, damit ist jeder dritte Ukrainer auf der Flucht. Davon haben acht Millionen Menschen innerhalb des Land andernorts Zuflucht gesucht, fast sieben Millionen haben die Grenzen ins Ausland überschritten.
Sechs Sanktionspakete der EU
Um Russland zum Einlenken zu bringen, hat die EU mittlerweile sechs Sanktionspakete beschlossen. Sie reichen von Reiseverboten für russische Granden über eingefrorene Vermögen von Oligarchen und auch jene von Putin bis hin zu einem (nicht sehr effizienten) Öl-Embargo. Ein Importstopp von russischem Gas ist noch nicht absehbar.
Zwei neue NATO-Aspiranten
Aus Furcht vor weiteren Expansionsgelüsten des Kremls haben die bisher bündnisfreien Staaten Finnland und Schweden einen Antrag für die Aufnahme in die NATO gestellt. Noch wird der Schritt von der Türkei blockiert. Österreich denkt nicht daran, seine Neutralität aufzugeben.
20 bis 25 Millionen Tonnen Getreide
Diese Menge kann derzeit durch die Kriegshandlungen nicht aus der Ukraine exportiert werden. Vor allem deswegen, weil russische Verbände die Seehäfen entweder kontrollieren oder blockieren. Die vollen Speicher sind auch insofern ein Problem, als die Produzenten in der "Kornkammer Europas" nicht wissen, wo sie später die heurige Ernte lagern sollen. Kritiker werfen Putin vor, Getreide (vor allem Nordafrika und Asien sind von ukrainischen Lieferungen abhängig) als Waffe einzusetzen.
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