Wie es sich anfühlt, ein positives Testergebnis zu erhalten, wissen mittlerweile viele. Laut dem AGES-Dashboard gibt es derzeit über 200.000 aktive Covid-Falle in Österreich. Im besten Fall befinden sich die infizierten Personen daheim in Quarantäne, im schlimmsten Fall müssen sie ins Spital. Zwei, die sich ebenfalls derzeit in Selbstisolation befinden, sind Jasmin (27) und Max (31). Das Besondere: Beide sind bereits genesen, beide sind dreimal geimpft, beide haben jetzt Omikron. Für den KURIER erzählt Jasmin, wie es sich anfühlt, erneut ein positives Testergebnis zu bekommen. Wie es ihr und ihrem Freund bei ihrer ersten Infektion gegangen ist, wie es ihnen jetzt geht und ob die Reinfektion ihre Einstellung gegenüber der Impfung beeinflusst hat.
Das ganze Interview mit Jasmin hört ihr auch im daily Podcast:
Das erste Mal haben wir uns im Herbst 2020 angesteckt. Ich glaube, es war Ende Oktober herum. Damals waren wir also auch beide noch nicht geimpft. Wo wir uns angesteckt haben, wissen wir beide sehr genau. Mein Freund Max hat nebenberuflich Handball gespielt. Einer seiner Teamkollegen war positiv und nachdem das ein Vollkontakt-Sport ist, hat zuerst er sich angesteckt und dann ich. Uns ging es zwar beiden nicht extrem schlecht, aber als leicht würde ich die Symptome dennoch nicht beschreiben. Eine Woche sind wir beide gelegen, ich habe extreme Gliederschmerzen und Kopfweh gehabt. Eines der schlimmsten Sachen war für mich, dass wir beide unseren Geruchs- und Geschmackssinn verloren haben. Ganz zu Beginn der Infektion haben wir uns noch eine Pizza bestellt, die hat nach Pappkarton geschmeckt. Der Geschmackssinn ist zwar zum Glück wieder relativ schnell gekommen, aber von der Infektion selbst haben wir noch länger etwas gespürt. Bereits nach einem Stockwerk war ich erschöpft. Einkaufen war anstrengend, die Sackerl haben sich einfach schwerer angefühlt als sonst. Beim Sport habe ich es noch deutlich länger gespürt.
Nach unserer Infektion haben wir uns impfen lassen. Mittlerweile sind wir beide dreimal geimpft. Ich habe zweimal Moderna und einmal Biontech/Pfizer bekommen. Mein Freund hat einmal Johnson&Johnson und als Booster-Impfung ebenfalls Biontech/Pfizer erhalten. Dass wir uns impfen lassen, war für uns beide von Anfang an klar.
Wirklich überrascht hat mich die erneute Infektion nicht. Es war nur eine Frage der Zeit. Wir haben zwar beide unsere Kontakte eingeschränkt, aber trotzdem immer wieder Menschen gesehen. Ganz sicher wissen wir es dieses Mal nicht, weil mittlerweile so viele Leute positiv sind, aber wir vermuten, dass wir uns angesteckt haben, als wir am Wochenende mit Freunden etwas trinken waren. Am Montag hatten wir beide noch ein negatives Testergebnis. Am Dienstag hat mein Freund das positive Ergebnis erhalten, ich am Mittwoch. Ich hatte davor schon ein leichtes Halskratzen und Husten. Das Gefühl ist mir bekannt vorgekommen, das Ergebnis hat meine Vermutung dann bestätigt. Zwar hat mich das Ergebnis nicht überrascht, aber gut fühlt es sich auch nicht an. Leider sind wir beide auch nicht symptomfrei, aber dieses Mal ist es nicht so schlimm wie bei der ersten Infektion. Es ist nicht alles so vernebelt. Ich kann denken, ich kann lesen, ich kann Sachen erledigen und ich habe nicht mehr so extreme Gliederschmerzen. Das war beim ersten Mal ganz anders. Natürlich habe ich dennoch Husten und die Nase ist verstopft, aber es ist nicht so belastend wie beim ersten Mal.
Das Fazit...
Obwohl wir jetzt zum zweiten Mal positiv sind, sind wir beide immer noch froh über die Impfung. Zu sagen, die Impfung bringt nichts, ist meiner Meinung nach schlichtweg falsch. Für mich steht auch jetzt schon fest: Sollte es eine weitere Auffrischungsimpfung geben, werde ich mich auch wieder impfen lassen. Selbst wenn ich dann bereits dreimal geimpft und zweimal genesen bin.
Reinfektionen – eine Seltenheit?
Max und Jasmin sind nicht die einzigen, die eine Infektion bereits zum zweiten Mal durchmachen. Dennoch: Handelt es sich hierbei um eine Ausnahme oder um die Regel? Das sagt Virologe Norbert Nowotny dazu:
KURIER: Herr Nowotny, ist eine Reinfektion eine Seltenheit?
Norbert Nowotny: Eine Reinfektion kann durchaus vorkommen. Die Immunität ist wie bei fast allen viralen Atemweginfekten sowohl nach einer Impfung, als auch nach einer natürlichen Infektion beschränkt. Daher können solche Infektionen immer wieder passieren. Mit der Omikron Variante passiert das sogar relativ häufig.
Liegt eine Reinfektion vor allem an den unterschiedlichen Varianten, oder kann es auch passieren, dass ich mich zweimal mit Omikron infiziere?
Eine zweifache Ansteckung mit der Omikron-Variante würde ich ausschließen. Wir hoffen alle, dass die Omikron-Welle bis Ende Februar auslaufen wird. Aber wenn man bereits vor einem Jahr mit einer anderen Variante infiziert war, kann es durchaus sein, dass man sich mit Omikron erneut ansteckt. Vor allem weil wir wissen, dass sich Omikron deutlich von den anderen Virusvarianten unterscheidet.
Wird es langfristig darauf hinauslaufen, dass wir uns alle immer wieder infizieren, aber dann mildere Symptome haben?
Absolut. Die Omikron-Variante zeigt genau in diese Richtung. Wir sehen mit wenigen Ausnahmen milde klinische Symptome, aber das Virus ist deutlich ansteckender geworden, die Inkubationszeit ist kürzer. Das deutet alles darauf hin, dass Corona zu einem endemischen Virus wird.
Dass man sich trotz dreifacher Impfung erneut mit Corona infiziert lässt viele Menschen an der Impfung zweifeln. Was sagen Sie dazu?
Die Impfung bringt sehr viel. Personen, die dreifach geimpft oder einmal genesen und zweimal geimpft sind, sind sehr gut gegen einen schweren oder mittelschweren klinischen Verlauf geschützt. Und darum geht es ja letztendlich: Dass wir nicht schwer erkranken sondern nur grippeähnliche Symptome entwickeln, wie wir es auch früher bereits erlebt haben.
Das ganze Interview mit Norbert Nowotny hört ihr im daily Podcast.
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