Warum Deutschlands Energiewende feststeckt

Acht Jahre nach dem Atomausstieg hängt die Stromerzeugung weiter an der Kohle, Windenergie stagniert.

Es gab einen Tag, den 22. April dieses Jahres, da wehte der Wind konstant und die Sonne schien den ganzen Tag – und plötzlich war fast der ganze Strombedarf Deutschlands durch erneuerbare Energien abgedeckt. Ein leider bisher einmaliges Ereignis, das obendrein nur auf dem Papier stattfand. Denn auch wenn Wind- und Solarkraftwerke ausreichend Energie für die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt produzieren, kommt die nicht in der benötigten Menge bei den Verbrauchern an.

Deutschland mangelt es nicht nur weiterhin an erneuerbarer Energie, sondern auch an den Stromtrassen, um diese dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird. Gerade einmal zehn Prozent der benötigten Hochspannungsleitungen sind derzeit in Betrieb. Vor allem vom Norden, wo die Windräder stehen, in den Süden, wo die großen Industriebetriebe warten, gibt es völlig unzureichende Leitungskapazitäten.

Acht Jahre sind vergangen, seit die deutsche Kanzlerin Merkel nach der Katastrophe von Fukushima den Atomausstieg ihres Landes verkündet hat. In genau vier Jahren soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen.

Warum Deutschlands Energiewende feststeckt

Doch die Energiewende hält mit dem Atomausstieg nicht Schritt. Die Folge: Deutschland ist weiterhin von Strom aus Erdgas und noch schlimmer aus Braun- und Steinkohle abhängig. Durchschnittlich mehr als ein Drittel des deutschen Stroms wird in Kohlekraftwerken produziert. Keine andere Energiequelle produziert derart viel klimaschädliches Kohlendioxid.

Abhilfe ist nicht in Sicht, vielmehr zeigen sich Energieexperten ratlos, wie denn der Strom aus den in den nächsten Jahren zum Abschalten vorgesehenen AKWs ersetzt werden soll. Eine gute Gelegenheit für die immer noch starke Atomlobby in Deutschland, erneut eine Verlängerung der Laufzeiten zu fordern.

Zugleich stagniert der Ausbau der Windenergie. Die anfangs rasante Vermehrung der Windparks im Bereich der Nordsee hat sich stark verlangsamt. Ein Grund sind die immer aufwendigeren und langsameren Genehmigungsverfahren, vor allem wegen der hohen Umweltauflagen. Außerdem laufen allmählich die ersten der bisher großzügigen Förderungen für Windstrom aus. Die deutschen Hersteller von Windkraft-Anlagen bauen bereits Mitarbeiter ab. Das derzeitige Resümee für die deutsche Energiewende fällt also ziemlich enttäuschend aus. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Beraterfirma McKinsey lautet das so: „Weit entfernt von den selbst gesteckten Zielen.“

konrad kramar

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